fullscreen: Allgemeine Weltgeschichte

136 Drittes Hauptstück. Die neue Zeit. 
Kirchenwesens schritt rüstig vorwärts, die lateinische Messe wurde 
abgestellt, die Klöster leerten sich und die Fürsten zogen die Güter 
derselben an sich, Luther selbst bethätigte durch seine Verheiratung 
mit der entflohenen Nonne Katharina von Bora die Unverbindlich¬ 
keit der. Klostergelübde und setzte die Ehe wieder in ihre Heiligkeit 
ein. Der milde uud gelehrte Philipp Melanchthon, seit J518 
Professor des Griechischen in Wittenberg und Luthers treuester 
Gehülfe, gab durch seine Loci communes der neuen Lehre ihre 
erste wissenschaftliche Begründung und wurde der Begründer des 
sächsischen und dadurch des deutschen Schulwesens. Auf Anlaß 
1525-32] der von Kurfürst Johann dem Beständigen angeordneten 
Kirchenvisitation verfaßte Luther den kleinen und den großen Kate¬ 
chismus. In vielen fürstlichen Gebieten und Reichsstädten fand die 
Reformation Eingang; Landgraf Philipp von Hessen stiftete zu 
Marburg die erste evangelische Universität; auf Luthers Rat machte 
sich der Deutschhochmeister Albrecht von Brandenburg durch 
Säkularisation des Ordenslandes zum erblichen Herzoge von Preußen 
unter polnischer Lehenshoheit; sein Beispiel ahmte später in Kurland 
der Heermeister Gotth. Kettlet nach. Der von Ferdinand von 
Österreich mit den bairischen Herzogen und mehreren Bischöfen zu 
1524] Regensburg geschlossenen Einigung zu Ausschließung der 
Wittenberger Neuerung aus ihren Gebieten setzten die Evangelischen 
1526] den Torgau er B uud entgegen, woraus der Reichstag zu Spei er 
das Verhalten hinsichtlich der Religion in das Ermessen jedes 
einzelnen Reichsstandes stellte, und als auf dem zweiten Reichstage 
1529] zu Speier die katholische Mehrheit alle weiteren kirchlichen 
Neuerungen untersagte, legten neunzehn evangelische Stände sogleich 
gegen diesen Beschluß unter Berufung auf ein allgemeines Concil eine 
Protestation ein; davon erhielten sie den Namen Protestanten. 
Gleichzeitig mit der deutschen Kirchenverbesserung und aus 
gleichem Anlaß, dem Ablaßkram des Barfüßers S a m s o n, vollzog 
sich eine solche auch in der Schweiz. Ulrich Zwingli (geb. 1484), 
Prediger' zu Zürich, reinigte die Kirchenlehre von allen: Unbiblischen! 
gestaltete das ganze Kirchenwesen um und übertrug die Kirchengewalt 
auf die Gemeinde. Auch Basel, wo Oecolampadins wirkte, 
und Bern nahmen seine Lehre an. Die Verschiedenheit der dogma¬ 
tischen Auffassung, namentlich in Bezug auf die Abendmahlslehre, 
verwickelte Zwingli mit Luther in Streit, den Landgraf Philipp 
15291 vergeblich durch das Religionsgespräch zu Marburg auszu¬ 
gleichen bemüht war; die schweizer-resormierte und die deutsch-prote-
	        
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