Full text: Von Karl V. bis zur Aufrichtung des neuen deutschen Kaisertums (1519 - 1871) (Theil 3)

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ITeue Friedensarbeit auf wirtschaftlichem Gebiete. 
bessernde Hand angelegt. Die mehr und mehr erstarkte öffentliche 
Meinung erhob immer lauter ihre Stimme dagegen. Einzelne große 
Grundbesitzer verzichteten freiwillig auf die gehässigsten jener Feudal¬ 
rechte, so die Hülsens und Auerswalds in Ostpreußen,- die Bernstorffs 
in Holstein, so Markgraf Karl Friedrich von Baden und die Kaiserin 
Maria Theresia für ihre beiderseitigen Domänen. Joseph II., zur 
Regierung gelangt, vermochte auch den böhmischen, mährischen, schlesi¬ 
schen Adel zur Aufhebung der Leibeigenschaft auf seinen Gütern zu 
bewegen. Herzog Peter von Oldenburg verfügte nicht bloß das Gleiche 
für die seinigen, sondern errichtete auch sog. „Arbeitsschulen" auf dem 
Lande, um die freigegebenen Bauern zum rechten Gebrauch dieser 
Freiheit fähig und geschickt zu machen. Friedrich II. that, (wie schon 
seine Vorfahren) manches für Linderung der Not des kleinen Mannes, 
konnte sich aber zur völligen Aufhebung der Leibeigenschaft nicht ent¬ 
schließen — teils, wie es scheint, aus Rechtsbedenken, teils weil er 
fürchtete, der große Grundbesitz, der durch den Krieg schon so sehr 
heruntergekommen war, möchte dadurch gänzlich ruiniert wetim. 
Auf den Gebieten des Handels und der Industrie setzten 
viele Regierungen mit zum Teil gesteigertem Eifer die Bemühungen 
fort, durch welche sie schon vordem die Gewerbe- und Handelsthätig¬ 
keit ihrer Unterthanen zu ermuntern und zu unterstützen beflissen 
gewesen waren. Daneben steigerte sich die Betriebsamkeit der Priva¬ 
ten. Allerdings krankten manche Industrien daran, daß sie zu sehr 
entweder nur durch künstliche Mittel großgezogen, oder auf die Ab¬ 
satzwege, welche der Geschmack und Luxus der Höse ihnen eröffneten, an¬ 
gewiesen, in beiden Fällen also verloren waren, sobald diese Hebel ver¬ 
sagten. Indessen bildeten sich doch auch schon vielerorten Mittelpunkte 
eines natürlichen Aufschwunges und eines dadurch verbürgten dauern¬ 
den Bestandes gewisser Gewerbe, so für die Baumwollenmanufaktur 
das Erzgebirge und speziell Chemnitz (damals eine Stadt von 4000 
bis 500 ) Einwohnern, jetzt von 106 000), für die Damastweberei die 
sächsische Lausitz, für grobe Leinenwaren Schlesien und Westfalen, für 
die Seidenweberei das Bergische (Krefeld und Umgegend), für seine 
Silberwaren Hanau und Pforzheim, für Eisen- und Stahlwären Suhl 
und Solingen, für die Fabrikation von Uhren der Schwarzwald, für 
Strumpfwaren Apolda u. f. w. Schon begann man hier und da mit 
Maschinen zu arbeiten. Freilich aber bestanden auch jetzt noch die 
meisten der Hindernisse unverändert oder nur wenig gemildert fort, 
welche einer günstigen Konkurrenz der deutschen Industrie und deS 
deutschen Handels mit denen Englands und Frankreichs im Wege
	        
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