Full text: Von Karl V. bis zur Aufrichtung des neuen deutschen Kaisertums (1519 - 1871) (Theil 3)

142 Zusammenstoß Deutschlands mit dem revolutionären Frankreich. 
beschränkten, Fürsten und Obrigkeiten mit Bitten oder Beschwerden 
anzugehen, teils gewaltsame, tumultuarische. Natürlich wurden diese 
meistenteils mit Gewalt unterdrückt, ihre Urheber und Teilnehmer 
verfolgt; nur in seltenen Füllen erlangten die Bittsteller die Ab¬ 
stellung einer oder der andern besonders drückenden Beschwerde. 
Im allgemeinen blieben die politischen Zustände Deutschlands oon 
der französischen Revolution völlig unberührt. 
Siebentes Kapitel 
Zusammenstoß Deutschlands mit dem revolutionären Frankreich. 
die gewaltige Bewegung, welche die Revolution von 1789 
in Frankreich entfesselt hatte, entweder über die Grenzen ^>inaus- 
schwellen oder doch zu Reibungen mit den Nachbarstaaten führen 
werde, war kaum zweifelhaft. Das letztere trat denn auch alsbald 
ein. Gewisse Beschlüsse der französischen Nationalversammlung ver¬ 
letzten Rechte solcher deutschen Reichsstände, welche noch immer Ge¬ 
bietsteile im Elsaß besaßen. Eine Abhilfe dagegen war, trotz der 
von Kaiser und Reichstag deshalb erhobenen Beschwerden, nicht zu 
erlangen. Auf der andern Seite freilich gaben einzelne deutsche 
Reichsstände, insbesondere die Kurfürsten von Trier und von Mainz, 
dem französischen Volke Grund zur Erregung, indem sie die „Emi¬ 
granten", d. H. die aus Frankreich geflohenen Prinzen und Adeligen, 
bei sich aufnahmen und ihnen gestatteten, ganz offen (durch Zu¬ 
sammenziehung von Truppen, Waffenübungen u. s. w.) Kriegsrüstungen 
gegen Frankreich vom deutschen Boden aus zu betreiben. Die Be¬ 
schwerden, die deshalb die sranzösische Regierung bei der deutschen 
Reichsregiernng erhob, hatten, obschon sie vom Kaiser unterstützt 
wurden, ebensowenig Erfolg. Gleichwohl juchte der bedächtige Leo¬ 
pold II., der Bruder Josephs II., der diesem 1790 aus dem Kaiser¬ 
throne gefolgt war, einen Krieg mit Frankreich möglichst zu vermeiden, 
den Frieden zu erhalten. Nicht so König Friedrich Wilhelm II. von 
Preußen! Vermöge einer gewissen romantisch-legitimistischen Stim¬ 
mung, die von seiner Umgebung genährt ward, hielt er sich für be¬ 
rufen, die Revolution im Nachbarlande zu bekämpfen, um das ge¬ 
fährdete Prinzip der Autorität in feiner vollen Unantastbarkeit her-
	        
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