Abermaliges Scheitern aller nationalen Hoffnungen. 217
um sie jenem Drucke zu entziehen. Dem widersetzte sich die Ver¬
sammlung und saßte den sog. „Steuerverweigerungsbeschluß". Daraus
erfolgte bald ihre Auslösung und die Oktroyieruug der Verfassung
vom 4. Dezember 1848.
In Österreich regten sich neben den unruhigen Elementen der
Hauptstadt auch die gegen die deutsche Regierung des Gesamtstaates
feindseligen Nationalitäten. Die Italiener wollten, von Österreich
getrennt, mit ihren Landsleuten einen nationalen Staat bilden. In
Prag rebellierten die Tschechen, nachdem daselbst ein großer „Slawen¬
kongreß" abgehalten worden war. Die Ungarn strebten ebenfalls nach mög¬
lichster Unabhängigkeit. Die Waffen mußten entscheiden. Fürst Windisch-
grätz zwang Prag zur Übergabe; Radetzky besiegte wiederholt die
Lombarden und die mit ihnen verbündeten Sardinier, und zwang letztere
zum Frieden, erstere zur Unterwerfung; nur die Ungarn konnten erst
mit russischer Hilfe bezwungen werden. Wien selbst war eine Zeit lang
in vollem Ausstand („Oktoberrevolution") und mußte förmlich be¬
lagert und erobert werden. Daraus saud eine Verlegung des Reichs¬
tages nach der kleinen mährischen Stadt Kremsier statt. Dort tagte
derselbe noch bis Anfang Mürz 1849; dann ward er ausgelöst und
gleichfalls eine Verfassung oftroiert (vom 4. März 1849). Zuvor hatte
KaiserFerdinand zu Gunstenseines Neffen Franz Joseph abgedankt.
In den kleineren deutschen Staaten fanden tm Laufe des
Jahres 1848 einzelne Ruhestörungen statt, die leicht unterdrückt
wurden. Die während dieser Zeit einberufenen Landtage hatten meist
einen stark demokratischen Charakter, dessen Stempel dann wohl auch
die mit ihnen vereinbarten Verfassungen trugen.
Republikanische Aufstandsversuche-waren (vom südlichen Baden
ans), zweimal, im Frühjahr von Hecker und Struwe, im Herbst von
Strnwe allein unternommen worden, beide Male ohne Erfolg.
Achtes Kapitel
Abermaliges Scheitern aller nationalen Hoffnungen.
c^öuig Friedrich Wilhelm IV. lehnte die vom Parlamente ihm
angetragene Kaiserkrone sowie seine Zustimmung zu der in Frankfurt
beschlossenen Reichsverfafstmg ab. Die preußische Regierung forderte
(am 28. April) das Parlament auf, über Abänderungen dieser letz¬
teren sich mit ihr und den anderen Regierungen zu verständigen.