Full text: Von Karl V. bis zur Aufrichtung des neuen deutschen Kaisertums (1519 - 1871) (Theil 3)

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Der zo jährige Krieg. 
als namentlich in seinen Erblanden herrschte, deutete alles ans eine 
bevorstehende Katastrophe hin, die denn auch alsbald eintrat. 
Zehntes Rapitel. 
Der 30jährige Krieg. 
Den ersten Abschnitt des 30jährigen Krieges, gewissermaßen 
das Vorspiel zu dem gewaltigen Kampfe, der allmählich nicht bloß 
ganz Deutschland, sondern einen großen Teil von Europa in seine 
Strudel hineinzog, bildet die Empörung der Böhmen gegen 
Ferdinand, die Wahl Friedrichs Y. von der Pfalz znm böh¬ 
mischen König, seine Niederlage am Weißen Berge bei Prag (1620), 
feine Ächtnng und seine Flucht uetch England zn seinem Schwieger- 
vater Jakob I. 
In dieser, zunächst freilich mehr lokalen und persönlichen An¬ 
gelegenheit zeigte sich ebenso sehr die Unentschlossenheit und Uneinig¬ 
keit der Protestanten, wie der feste Zusammenhalt und das rücksichtslose 
Borgehen der Katholiken. Die Union ließ ihren Glaubensgenossen 
und Führer vollständig im Stich. Der strenglutherische Johann Georg 
von Sachsen trat offen auf die Seite des Kaisers und besetzte in 
dessen Namen die Lausitzen. Dagegen stellte die Liga ihre Heeres¬ 
macht sofort dem Kaiser znr Verfügung. Der bayrische Feldherr 
~i.il (t) war es, der die Schlacht am Weißen Berge gewann und ganz 
Böhmen in seine Gewalt bekam. Auch erhielt der Kaiser Zuzug von 
seinem Better, dem König von Spanien, dessen Truppen von den 
Niederlanden aus in die Pfalz einrückten. Der Kaiser selbst rüstete 
ein starkes Heer (die Mittel dazu lieferten ihm die bedeutenden 
Summen, die er als Strafgelder oder durch Konfiskationen von seinen 
„rebellischen" Unterthanen, den Protestanten Böhmens, bezog) und 
stellte es unter den Befehl eines böhmischen Edelmannes von un¬ 
gewöhnlichen militärischen Talenten, Albrecht von Wallenstein. 
Der Umstand, daß einige vereinzelte Parteigänger des unglück¬ 
lichen Böhmenkönigs, wie ein Graf von Mansfeld, auf eigene Hand 
den Krieg fortsetzten, gab dem Kaiser erwünschten Vorwand, das 
südliche und mittlere Deutschland mit seinen Truppen zu überziehen 
und zu brandschatzen.
	        
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