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Der zo jährige Krieg.
als namentlich in seinen Erblanden herrschte, deutete alles ans eine
bevorstehende Katastrophe hin, die denn auch alsbald eintrat.
Zehntes Rapitel.
Der 30jährige Krieg.
Den ersten Abschnitt des 30jährigen Krieges, gewissermaßen
das Vorspiel zu dem gewaltigen Kampfe, der allmählich nicht bloß
ganz Deutschland, sondern einen großen Teil von Europa in seine
Strudel hineinzog, bildet die Empörung der Böhmen gegen
Ferdinand, die Wahl Friedrichs Y. von der Pfalz znm böh¬
mischen König, seine Niederlage am Weißen Berge bei Prag (1620),
feine Ächtnng und seine Flucht uetch England zn seinem Schwieger-
vater Jakob I.
In dieser, zunächst freilich mehr lokalen und persönlichen An¬
gelegenheit zeigte sich ebenso sehr die Unentschlossenheit und Uneinig¬
keit der Protestanten, wie der feste Zusammenhalt und das rücksichtslose
Borgehen der Katholiken. Die Union ließ ihren Glaubensgenossen
und Führer vollständig im Stich. Der strenglutherische Johann Georg
von Sachsen trat offen auf die Seite des Kaisers und besetzte in
dessen Namen die Lausitzen. Dagegen stellte die Liga ihre Heeres¬
macht sofort dem Kaiser znr Verfügung. Der bayrische Feldherr
~i.il (t) war es, der die Schlacht am Weißen Berge gewann und ganz
Böhmen in seine Gewalt bekam. Auch erhielt der Kaiser Zuzug von
seinem Better, dem König von Spanien, dessen Truppen von den
Niederlanden aus in die Pfalz einrückten. Der Kaiser selbst rüstete
ein starkes Heer (die Mittel dazu lieferten ihm die bedeutenden
Summen, die er als Strafgelder oder durch Konfiskationen von seinen
„rebellischen" Unterthanen, den Protestanten Böhmens, bezog) und
stellte es unter den Befehl eines böhmischen Edelmannes von un¬
gewöhnlichen militärischen Talenten, Albrecht von Wallenstein.
Der Umstand, daß einige vereinzelte Parteigänger des unglück¬
lichen Böhmenkönigs, wie ein Graf von Mansfeld, auf eigene Hand
den Krieg fortsetzten, gab dem Kaiser erwünschten Vorwand, das
südliche und mittlere Deutschland mit seinen Truppen zu überziehen
und zu brandschatzen.