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von der Propontis bis nach Pisidien bewohnte das zahlreiche, fried¬ 
liche Bauernvolk der Phrygier. In den Gebirgen des nord¬ 
westlichen Phrygiens saß mitten unter der ackerbautreibenden Be¬ 
völkerung der räuberische Stamm der Mysier, die im Kaikostal 
bis ans Ägäische Meer vorgedrungen waren. An sie schlossen sich 
nach Süden die Stämme der tatkräftigen und begabten Lydier, 
weiter südlich im Mäandertal und auf den vielgegliederten Küsten 
und Inseln am Ägäischen Meer die tapferen Kar er (eine Ab¬ 
zweigung derselben die Leleger?) an, die früh als Söldner Ruf 
gewannen, auch als Piraten gefürchtet waren. Ihre Verwandtschaft 
mit Mysiern und Lydiern ist zweifelhaft. Ebenso nehmen eine 
besondere Stellung die Tramilen, von den Griechen Lycier ge¬ 
nannt, ein, doch sind auch sie indogermanischer Abkunft. Sie 
hatten im Südwesten nach Zurückdrängung der Solymer den 
schmalen Küstensaum von Milyas besetzt und ein reiches Städte¬ 
leben nach hellenischer Art entwickelt. 
b) Der Osten Kleinasiens und Armenien. Hier sind 
die Völkerverhältnisse weniger klar. Am Nordrande wohnten die 
wenig kultivierten, wohl den heutigen Kaukasusvölkern verwandten 
Iberer (die heutigen Georgier), Albaner, Kolchier (am Phasis), im 
pontischen Küstengebirge die wilden, in der Metallbearbeitung er¬ 
fahrenen Chalyber u. a. Nach SW. schlossen sich die in alter Zeit 
weit ausgedehnten, später fast verschwundenen Tibarener an, an 
deren Stelle im mittleren Hochland die Kappadocier traten. 
Ebensowenig läßt sich die ethnographische Stellung der zahlreichen 
in den Tauroslandschaften siedelnden Räuberstämme (Pisidier, 
Isaurier, Lykaonen, Solymer, Cilicier) bestimmen. Das Küsten¬ 
gebiet war durchweg von anderen Völkern besetzt, am Saum des 
Milyasgebirges wohnten die indogermanischen Lycier (s. o.), 
griechischer Abkunft waren die Pamphylier, welche die den pisi- 
dischen Gebirgen vorliegende Küstenebene sehr früh besiedelt haben, 
die Cilicien benannte Landschaft war nicht von Ciliciern, sondern 
wahrscheinlich von Semiten bewohnt. — In dem großen Gebirgs- 
land Armenien wohnte zwischen Wansee und Araxes, in dem 
von den Hebräern Ararat genannten Lande, der von Herodot 
Alarodier benannte Stamm (die 'Urartu’ der Assyrier); sie waren 
weder Indogermanen noch Semiten, ihre Sprache scheint mit dem 
heutigen Georgischen verwandt. Dagegen sind die Armenier (der 
Name kommt erst seit der Perserzeit auf) im Quellgebiet des 
Euphrat und Tigris und den Landschaften westlich vom oberen 
Euphrat bis zu den Halysquellen (Kleinarmenien) ein indo¬ 
germanisches Volk; ihre ältere Geschichte liegt im Dunkel, in 
Religion und Kultur erscheinen sie völlig iranisiert. 
2. Die Geschichte der kleinasiatischen Stämme ist für die 
ältere Zeit dunkel und sagenhaft. Von großer Bedeutung für die
	        
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