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eines Feldzuges, den er gegen Irland unternahm, gewann sein Vetter,
Heinrich von Lancaster, ein Enkel Eduards III. von dessen zweitem
Sohne, eine bedeutende Partei für sich; er nahm den aus Irland herbei¬
geeilten Richard durch List gefangen und ließ ihn durch das Parlament
absetzen, sich selbst aber zum König ausrufen. Richard starb bald darauf
im Gefängnisse, wahrscheinlich durch Mörderhand. Damit war das Haus
Plantagenet gestürzt, und die Linie Lancaster kam auf den eng¬
lischen Thron.
Heinrich IV. (1399—1413). Auch seine Regierung war unruhig.
Die Gewalttat, durch die er in den Besitz des Thrones gelangt war, hatte
eine Reihe von Empörungen zur Folge, die er nur durch die äußerste
Vorsicht und Strenge überwältigen konnte. Heinrich starb 1413, erst
46 Jahre alt, und hinterließ den Thron seinem Sohne Heinrich V.
4. Krankreich.
-6arl VI. (1380—1422). Während seiner Minderjährigkeit führte
besonders sein Oheim, Philipp von Burgund, die vormundschastliche
Regierung. Diesen suchte Karls jüngerer Bruder, Ludwig von Or¬
leans, zu verdrängen, auf dessen Veranlassung Karl VI. im Jahre 1388
die Zügel der Regierung selbst ergriff. Auf einem Zuge gegen die Bretagne
verfiel der König infolge eines Schreckens in unheilbaren Wahnsinn (1392).
Die zwei großen Hofparteien, an deren Spitze die Herzoge von Burgund
und Orleans standen, führten den heftigsten Kampf um die Regentschaft.
Philipp von Burgund starb 1404, und sein Sohn, Johann der Un¬
erschrockene, söhnte sich mit dem Herzoge von Orleans bei einer Zu¬
sammenkunft in Paris aus (1406). Der Friede dauerte jedoch nicht lange.
Der Herzog von Orleans wurde im folgenden Jahre auf Anstiften des
Herzogs von Burgund in Paris ermordet, und seine Anhänger, an ihrer
Spitze der Graf von Armagnac, der Schwiegervater des jungen Herzogs
von Orleans, schwuren dem Urheber des Mordes blutige Rache. Das
Land wurde vom wildesten Bürgerkriege zerrissen, und Paris, der Mittel¬
punkt und Preis des Kampfes, war der Schauplatz der blutigsten Greuel.
Beide Parteien (die Armagnacs und die Bourguignons) knüpften
abwechselnd Verbindungen mit England an.
§ 81* Heinrich V. von England. Jungfrau von Orleans.
1. Heinrich V. von England (1413—1422), ein Fürst von aus¬
gezeichneten Geistesgaben und feuriger Tatkraft, fiel, da feine an Frank¬
reich gestellten Forderungen nicht erfüllt worden waren, in die Normandie
ein und erfocht bei Azincourt einen entscheidenden Sieg (1415). Dadurch
stand ihm der Weg nach Paris offen. Zwei Jahre später erschien er aufs
neue in Frankreich, und im Jahre 1419 war die ganze Normandie erobert.