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Er hielt auch auf Zucht und einfache «Sitten, alles unsittliche
Treiben ließ er streng »erfolgen und bestrafen, liederliches Gesindel
aufgreifen und in die Zuchthäuser bringen.
Friedrich Wilhelms Lebensart; das Tabakskollegium.
Friedrich Wilhelm hatte von Anfang an nur einen geringen Hof¬
staat beibehalten: alles Ceremoniell war ihm ein lästiger Zwang;
einfach in Kleidung, Lebensart und Umgang machte er es bald znr
allgemeinen Sitte im Lande. Er liebte eine ungezwungene Unter¬
haltung, besonders des Abends, wenn er sich von den Mühen des
Tages erholen wollte; täglich lud er eine Anzahl Generale, Mi¬
nister, Gesandte uni) andere Leute zu feiner Abendgesellschaft, wo
bei der Pfeife Tabak, bei einem Kruge Bier und einfacher Kost die
freieste Unterhaltung geführt wurde. Der König sprach da von
seinen Plänen und Sorgen, und schüttete überhaupt vor seinen
Vertrauten sein Herz aus, dort im Tabakskollegium durfte
man ihm auch alles rund heraussagen. Neben den ernsten Unter¬
haltungen überließ man sich allerlei Späßen und Neckereien, be¬
sonders wurde durch den derben Witz des alten Dessauers der
zwanglose Ton der Gesellschaft sehr erhöht.
Kriege und Stellung zu den auswärtigen Mächten.
In der auswärtigen Politik, wo ein gerader Sinn allein nicht
immer dnrchhilft, fühlte sich Friedrich Wilhelm nicht recht heimisch,
er ließ sich daher nicht gern darauf ein und vermied es, ohne Not
in die Welthändel verwickelt zu werden. Wo es aber nicht zu um¬
gehen war, trat er mit Kraft und glücklichem Erfolg auf. Be¬
sonders gelang es ihm, in dem nordischen Kriege, den Karl XII
von Schweden gegen Polen und Rußland führte, durch fein zeit¬
gemäßes , kräftiges Einschreiten Vorpommern zu gewinnen,
welches der große Kurfürst vergeblich zu erwerben getrachtet hatte.
Im Jahre 1720 wurde Stettin nebst dem Land zwischen 1720
Oder und Peene und den Inseln Usedom und Wollt«
von Schweden an Preußen abgetreten.
Kaiser Karl VI war eifrig bemüht, feiner Tochter Maria
Theresia durch die allgemeine Anerkennung der pragmatischen (Sank¬
tion die Nachfolge in feinen Erblanden zu sichern. Frankreich und
England dagegen suchten einen Bund gegen Österreich zusammenzu¬
bringen und wandten sich deshalb auch an Friedrich Wilhelm; der
König Georg von England stellte demselben die Heirat feiner Tochter
mit dem preußischen Kronprinzen Friedrich in Aussicht, und es kam