XX. Aus der Botschaft Kaiser Wilhelms I. vom 17. Nov. 1881. 287
jubelnd in diesen Zuruf ein. Die Helme wurden geschwenkt, die
Arme wie zum Schwur erhoben, die Thränen der Rührung und der
Freude erglänzten in den Augen. Die Fahnen senkten sich dem
Kaiser zu Häupten, „Heil dir im Siegerkranz" schmetterte ihm die
Musik entgegen, und von fernher dröhnte der Kanonendonner des
Mont Valerien in den Jubel herein. Unter den Klängen des Hohen¬
friedberger Marsches kehrte der Kaiser zur Präfektur zurück. Bei der
Tafel teilte er dem Kronprinzen mit, daß er von nun an „Kaiserliche
Hoheit" heiße, und am Abend erhielt Graf Bismarck das Packet mit
den auf den Tag bezüglichen Papieren, das er überschrieben: „An
des Kaisers Majestät vom Bundeskanzler" dem Kaiser eingesandt
hatte, zurück mit demselben Umschlag, aber veränderter Überschrift.
Diese lautete jetzt: „Von des Kaisers Majestät an den Reichs¬
kanzler".
Der Kronprinz aber schrieb am Abend in sein Tagebuch: „Die
langjährigen Hoffnungen unserer Voreltern, die Träume deutscher
Dichtungen sind erfüllt, und befreit von den Schlacken des heiligen
römischen Uusegeus, steigt ein an Haupt und Gliedern reformiertes
Reich unter dem alten Namen und dem tausendjährigen Abzeichen
ans sechzigjähriger Nacht hervor."
XX.
Aus der Botschaft Kaiser Wilhelms I. an den deutschen
Reichstag vom \7. Nov. J88J.
Schon im Februar dieses Jahres haben Wir Unsere
Überzeugung aussprechen lassen, daß die Heilung der socialen Schäden
nicht ausschließlich im Wege der Repression socialdemokratischer Aus¬
schreitungen, sondern gleichmäßig auf dem der positiven Förderung
des Wohles der Arbeiter zu suchen sein werde. Wir halten es sür
Unsere Kaiserliche Pflicht, dem Reichstage diese Aufgabe von neuem