Kirchliches aus der Zeit vor der Reformation. 5
die alte Kirche. Fast alle Orden waren vertreten. So hatten die B e =
nediktiner Klöster in Breitenau, Lippoldsberg, hasnngen, Lschwege,
Kaufungen, helmarshausen, Kornberg und in Gronau in der Nieder¬
grafschaft : die Kart Häuser in (Eppenberg ; die Listerzienser in
Nordshausen bei Kassel, haydau, Kaldern, Haina, St. Georgenberg bei
Frankenberg ; die p r ä m o n st r a t e n s e r in Spießkappel, Hachborn,
St. Georg bei Homberg a. d. Lfze; von den Ritterorden die I o h ann iter
in Marburg, wiesenfeld, Grebenau, Nidda; die Deutschherren in
Marburg und Schiffenberg; der Spitalorden der Rntoniter in Grün¬
berg ; von den Bettelorden die Franziskaner in Marburg, Hof¬
geismar, Grünberg, Butzbach und Berbach in der Niedergrafschaft; die
Dominikaner in Marburg und Treysa, die Karmeliter in Spangen¬
berg und Kassel; die Augustiner in cthnaberg bei Kassel, Immichen¬
hain, Blankenheim, Merxhausen, weitzenstein, Lschwege, Schmalkalden,
hirzenhain, hainchen, Alsfeld, (Brünberg und löirberg ; endlich die Wil¬
helm i t e n in witzenhausen. Aber die Klosterinsassen dachten zumeist
nicht daran, in Sucht und Ehrbarkeit zu leben und dem Volke zu dienen.
Selbst die Bettelorden, die sonst wohl durch ihre Tätigkeit in Predigt
und Seelsorge einen guten Einfluß auf das Volksleben hatten, waren
in Hessen entartet. Sie verpraßten, wie die übrigen Mönche und Nonnen
auch, die Almosen und hielten sich an die Klosterregeln nicht gebunden.
So war es vielfach ein Leben in Sinnlosigkeit und Schlemmerei, welches
das Volk die Leute führen sah, die ihm ein Vorbild hätten sein sollen,
fluch die Habsucht der Klöster schädigte ihr Ansehen und war eine Gefahr
für das Wohl des Landes. 3n einer Schrift über ihre Aufhebung vom
Jahre 1527 heißt es: ,,was ist je Geldsüchtigeres, Gierigeres und (Eigen¬
nützigeres gesehen oder gehört worden, denn die vermeinten, selbstge¬
machten und gedichteten Geistlichen, welche mit ihrer verdachten Heiligkeit
und wuchersüchtigem vornehmen den armen einfältigen Laien so jämmer¬
lich seines sauren Schweißes und Blutes beraubt, ihm sein Mark entzogen
und ihn so höchlich erschöpft, daß er solches, wo es länger gestanden
haben sollte und ihm der allmächtige Gott durch (Offenbarung feines
heiligen Worts und gnädigen willens nicht vorgekommen, hinfort nicht
hätte ertragen mögen, sondern seine armen Weib und Kinder im Elende
verderben müssen lassen. Dieweil doch nirgend keine Güter, Hof, Zehent,
Acker, wiese, Haus oder hofraite, sie hätten sich es zugerissen oder je
zum wenigsten dienstpflichtig und zinsbar gemacht; darauf sie also ver¬
haftet, gesteuert und geflissen, daß wenig Jahre hingegangen wären, es
hätten weder Bürger noch Bauern etwas, und sie alles gehabt."
An versuchen zur Hebung und Besserung des Klosterlebens haben
es die hessischen Fürsten nicht fehlen lassen. Insbesondere war es Land¬
graf Wilhelm 111. von Gberhessen, der zu reformieren suchte. Als
im Jahre 1489 auf dem Reichstag zu Frankfurt ein päpstlicher Legat
erschien, bat er diesen, eine gründliche Reform des hessischen Grdens-
wesens, von dem er eine erschreckende Schilderung gab, zu veranlassen.