Erster Abschnitt. 
Vom Beginn der Reformation bis zum Löhepunkt des 
Gchmalkaldischen Bundes. 
(1517 —155i%) 
\. Die ersten evangelischen Regungen in Dessen und ihre 
Verfolgung durch den Landgrafen. 
Beim Papst und seinem falschen Tand 
Oer Zürst hielt erstlich hart die fjartö. 
Des Luthers (Blauben, Lehr und Schrift 
Hielt er für lauter Ketzerisch Gift, 
verfolgt all', die ihm hingen an, 
töard aber bald ein andrer Mann. 
Hessische Reimchronifc. 
Hls Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Sätze über den Ablaß 
in Wittenberg anschlug, hatte er Keine Ahnung davon, daß er sich damit 
von den Grundlehren der päpstlichen Kirche schon toeit entfernt 
hatte. (Erst allmählich wurde ihm das Klar, und er erkannte, daß von 
Rom keine freiwillige Umkehr zu erhoffen sei, daß vielmehr auf die 
f?ilfe des Papsttums bei der (Erneuerung des christlichen Lebens verzichtet 
werden müsse; besonders seine reformatorischen Hauptschriften aus dem 
Jahre 1520 geben dieser (Erkenntnis Ausdruck. TTtit dem Bannstrahl 
glaubte die römische Kurie den kühnen TTtönch zerschmettern zu können. 
Aber die Rücksicht auf die Stimmung des Volkes und auf einzelne Reichs¬ 
stände, zumal den Landesherrn des Gebannten, Kurfürst Friedrich den 
Weisen von Sachsen, und nicht minder der lüunsch, einen Druck auf den 
Papst auszuüben, veranlaßte den jungen Kaiser Karl V., Luther nicht 
ungehört zu verdammen, sondern ihn auf den Wormser Reichstag vor¬ 
zuladen und ihm dort den widerruf nahezulegen. Hls er jedoch im 
Bewußtsein des Rechtes seines Glaubens und um des Gewissens willen 
vor Kaiser und Reich standhaft blieb, verhängte Karl die Reichsacht 
über ihn, bedrohte seine Anhänger und verbot alles Reformieren. Dieses 
„Wormser Edikt" vom Jahre 1521 sollte der allenthalben kräftig ein¬ 
setzenden informatorischen Bewegung (Einhalt tun. 
Auf dem Wege nach dem Reichstage kam Luther auch durch hessisches 
Gebiet. Über Leipzig, Naumburg, (Erfurt, Gotha und (Eisenach reiste 
er durch hersfeld, Alsfeld, Grünberg, Friedberg, Frankfurt, Oppenheim 
nach tDorms und berührte auch auf dem Rückweg diese Städte, vielfach 
hat das Volk die (Erinnerung an die Durchreise des Reformators treu