Phöbos-Apollon und HeUos oder Sol.
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S. 46, Anmerkung) gerechnet wurde. Hier wie an anderen Orten-
wurden ihm Rosse als Opfer in das Meer gestürzt. In dem
Lande, wo er aufstieg zum Himmel, glaubte mau ewige Reife
und ewige Ernte. Auf Rhodos wurde ihm ein Fest im August
gefeiert.
Betrachten wir nun Phöbos - Apollon dem Helios gegen¬
über etwas genauer. Wir haben schon gesagt, daß beide Gott¬
heiten ursprünglich das Licht und die Sonne vertreten, daß sie
sich aber in ihrer religiösen Ausbildung sehr wesentlich vonein¬
ander unterscheiden. Wir wollen dies nachzuweisen versuchen. Von
der Sonne kommt ja das physische Licht, aber das Licht vergegen¬
wärtigt uns auch alle geistige Helle: Wissen, Wahrheit und Recht,
und alle sittliche Reinheit, und so kann man das Lichtwesen in
geistiger Hinsicht, und das Licht als Lichtkörper unterscheiden.
In dieser Weise müssen denn auch Phöbos-Apollon und Helios
unterschieden werden. Phöbos-Apollon ist das erstere, und darnm
waltet er in den Orakeln, die duukle Zukuuft erhellend; darum
vernichtet er Python, das Ungeheuer der Finsternis, welches das
Orakel unzugänglich machte; darum ist er Gott der Musik und
des Gesanges, die eben nur da gedeihen, wo Licht und Sicherheit
walten und der Besitz der Herden ungestört bleibt. Helios dagegen
ist das andere, nämlich der Lichtkörper, der in dem Gestirn der
Sonne am Himmel ans - und niedergeht und Sommer und Winter
macht. Wie er das Verborgene an den Tag bringt, das haben
Sie schon ans dem Seite 82 erzählten Verhältnis zu Vulkan
und der Venus kennen gelernt.
Die Mythe vom Apollon ist, wie die von Aphrodite, eine der
ältesten, aber nicht, wie diese wenigstens zum Teil, aus dem
Morgenlank nach Griechenland übertragen, sondern Ureigentnm
der Griechen. Nur das muß man zugeben, daß orientalische
Völker gewisse Sonnen - uud Lichtgottheiteu verehrten, die sich in
einigen Punkten mit Apollon vergleichen lassen, was aber sehr
einfach daher kommt, daß ihnen eine ähnliche Anschauung von
Licht uud Sonne zu Grunde liegt. Luft, Erde, Meer und Un-