Herakles' Ende und Vergötterung.
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Herakles das mit derselben getünchte Gewand angelegt, so wurde
er von entsetzlichen Schmerzen ergriffen, und das in seinen Kör¬
per eingedrungene Gift drohte feinen Tod unabwendbar herbei¬
zuführen. Die unglückliche, schrecklich Hintergangene Deianira
tötete sich bei der Nachricht davon, Herakles aber ließ sich aus
den Berg Öta bringen, dort einen Holzstoß errichten, und über¬
gab sich, nachdem er seinem Freunde Philo kt et es seine un¬
fehlbar tötenden Pfeile geschenkt hatte, freiwillig den Flammen.
Da senkte sich eine Wolke herab, er ward von Iris und Merkur
in den Olymp eingeführt, wo er, versöhnt mit der Hera, hoch¬
geehrt vom Zeus, dem er im Gigantenkriege die nützlichsten
Dienste geleistet hatte, und geliebt von allen Göttern, der Un¬
sterblichkeit teilhaftig, uud, wie wir früher erzählt haben, mit
der Hebe vermählt wurde.
Dies ist der wesentliche Inhalt vieler, oft sich widersprechen¬
den mythologischen Erzählungen von dem Leben und den Tha¬
ten des Heroen Herakles. Einige behaupten: es wären der
Männer seiues Nameus mehrere gewesen, und die Sage von ihm
nur eine Zusammenstellung der Thaten aller seiner Namens¬
verwandten. Sei dem, wie ihm wolle — als ein schönes Symbol
hoher Kraft und Heldentugenden seines Zeitalters steht der Heros
Herakles da. Als einen solchen verehrten ihn die griechischen
Völkerschaften, und errichteten ihm Tempel, deren-schönste in
Achaja und Böotieu gefuudeu werdeu. Auch die Römer ver¬
ehrter: ihn, und in ihrer Hauptstadt war ihm ein Tempel erbaut.
Von verschiedenen seiner Eigenschaften uud Thaten waren
ihm Beinamen zugelegt, welche wir hier nicht auszählen wollen,
weil sie fein besonderes Interesse darbieten.
Gewöhnlich wird Herakles (siehe tab. XXV) abgebildet
„als ein Mann von sehr kräftigem Körperbaue, mit krau-
„sem, starkem Barte, in reifem Lebensalter, nackt, oder mit
„der Löwenhaut bekleidet, und eine Keule in der Hand."
Außerdem wurde er auch im Olymp im Genusse der ewigen
Götterfrenden dargestellt.