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Deutsches Dichterbuch.
12. Die Schwalben
Mutter, Mutter! unsre Schwalben —
sieh doch selber, Mutter, sieh!
Junge haben sie bekommen,
und die Alten füttern sie.
Als die lieben kleinen Schwalben
wundervoll ihr Nest gebaut,
hab' ich stundenlang am Fenster
heimlich sinnend zugeschaut.
And lvie erst sie eingerichtet
rmd bewohnt das kleine Laus,
haben sie nach mir geschauet
gar verständig klug hinaus.
Ja, es schien, sie hätten gerne
manches heimlich mir erzählt,
und es habe sie betrübet,
was zur Rede noch gefehlt.
Also hab' ich, liebe Schwalben,
unverdrossen euch belauscht,
und ihr habt mit euren Rätseln
wunderseltsam mich berauscht;
Jetzt erst, jetzt hat das Geheimnis,
das ihr meintet, sich enthüllt;
eure heimlich süße Loffnung
hat sich freudig euch erfüllt.
Sieh doch hin! Die beiden Alten
bringen ihnen Nahrung dar.
Gibt es Süßeres auf Erden
als ein solches Schwalbenpaar?
13. Der Soldat.
— Nach dem Dänischen Andersens. —
Es geht bei gedämpfter Trommel Klang;
wie weit noch die Stätte! der Weg wie lang I
O, wär' er zur Ruh' und alles vorbei!
Ich glaub', es bricht mir das Lerz entzwei!
Ich hab' in der Welt nur ihn geliebt, —
nur ihn, dem jetzt man den Tod doch gibt.
Bei klingendem Spiele wird paradiert,
dazu bin auch ich kommandiert.
14. Frisch
Lab' oft im Kreise der Lieben
in duftigem Grase geruht
und mir ein Liedlein gesungen,
und alles war hübsch und gut.
Lab' einsam auch mich gehärmet
in bangem, düsterem Mut
und habe wieder gesungen,
und alles war wieder gut.
Nun schaut er auf zum letztenmal
in Gottes Sonne freudigen Strahl,
mm binden sie ihm die Augen zu, —
dir schenke Gott die ewige Ruh'!
Es haben die Neun wohl angelegt,
acht Kugeln haben vorbeigefegt;
siezitterten alle vorIammerund Schmerz, —
ich aber, ich traf ihn mitten ins Lerz.
gesungen.
And manches, was ich erfahren,
verkocht' ich in stiller Wut,
und kam ich wieder zu singen,
war alles auch wieder gut.
Sollst nicht uns lange klagen,
was alles dir wehe tut:
nur frisch, nur frisch gcftrngen,
und alles wird wieder gut.