Full text: Der Olymp oder Mythologie der Griechen und Römer

Saturnus. 
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So haben sich die Griechen das mit den furchtbarsten Na¬ 
turerscheinungen verbundene Wirken der scheinbar einander auf¬ 
hebenden und vernichtenden, aber dennoch zu einer höheren Ordnung 
verbundenen und diese höhere Ordnung schaffenden Naturkräfte 
als Kämpfe der Gottheiten versinnlicht, von denen die gewalt¬ 
sameren und älteren den jüngeren und geistig höher begabten 
unterliegen mußten. 
Die berühmteste Stätte aber, an der die Sage von Zeus' 
Geburt und von der heimlichen Pflege seiner Kindheit am wei¬ 
testen ausgebildet wurde, war Kreta, ein Staat uralter Kultur, 
in welchem auch die Verehrung des Kronos heimisch war. 
Diese Verehrung aber galt hier wie in einigen anderen Ge¬ 
genden Griechenlands, z. B. in Athen, nicht sowohl dem finsteren, 
seine eigenen Kinder verschlingenden Gotte, als vielmehr demjenigen, 
welcher als der Reifer und Vollender, als Gott der Ernte, Segen 
und Reichtum, Glück und Freude verleiht, weshalb seine Feste in 
Griechenland, die Kronien, ebensowohl wie die entsprechenden 
italienischen Saturnalien zu denen gehörten, an denen sich, ähn¬ 
lich wie noch an unseren Erntefesten, die ausgelassenste Lustig¬ 
keit entwickelte. Die Sage aber von dem Kampfe der Götter 
unter Zeus' Führung mit den Titanen, Giganten und Typhon 
ist, in der Gestalt, wie wir sie erzählt haben, wesentlich von den 
Dichtern ausgebildet worden, ohne in ihrer ganzen Ausdehnung 
einen Bestandteil der Religion zu bilden. 
g>aturnu53. 
Die Mythe der Römer vom Saturnus (eigentlich der Säer, 
Saatgott) ist verschieden von der des Kronos der Griechen. 
Seine Gemahlin hieß Ops. Sie erzählten von ihm, daß er nach 
Italien, in den an der Tiber belegenen Teil dieses Landes kam, 
wo der uralte König Janus regierte. Saturnus begab sich zu 
demselben, unterwies dessen Volk im Ackerbau, Gartenbau und 
in vielen dort noch unbekannten Künsten, z. B. der Anpflanzung 
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