Full text: Der Olymp oder Mythologie der Griechen und Römer

•fi)e|lia oder Vesta. 
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bar unb als Branbopfer junge Kühe. Ihre Priesterinuen mußten 
Jungfrauen bleiben. In Rom bagegen hatte Vesta einen vom 
Könige Ituma pompilius erbauten runben Tempel, in beffen 
Mitte ihr Symbol, bas Feuer, auf einem Altare brannte, welches 
nie auslöschen bürste. Am Tage staub biefer Tempel offen, in ber 
Nacht aber würbe er »erschlossen. Das Palladium, ein kleines, 
hölzernes Bilb ber Minerva (Pallas), welches, nach ber Mythe, 
vom Himmel herab in bie Königsburg von Troja gefallen unb 
von bort nach Griechenlaub, späterhin aber nach Rom gebracht 
war, unb von beffen sicherer Aufbewahrung, nach bem Volksglauben, 
bie Erhaltung ber Stabt Rom abhängen sollte, unb anbere alte 
Götterbilber würben in bem Tempel ber Vesta aufbewahrt. In 
Rom hatte bie Göttin sechs Priesterinuen, bie nach ihr IMulinnctt 
ober vestalifche Jungfrauen hießen, bereu Berus es war, bas heilige 
Feuer im Tempel ber Vesta zu unterhalten, unb bort Opfer unb 
Gebete für bas Wohl bes Staates zu verrichten. Sie würben 
zu ihrem heiligen Dienste von bem Oberpriester, Pontifex maximus 
genannt, erwählt. Ihre Kleibung war ein weißes Gewanb, bie 
priesterliche Stirnbinde unb ein Schleier; später würbe bie Hinzn- 
fiigung weiteren Schmuckes gestattet. 
Sie würben zwischen bem sechsten unb zehnten Jahre ihres 
Alters bem Dienste ber Göttin gewibmet, mußten bas Gelübbe 
strenger Keuschheit ablegen unb breifeig Jahre im Tempel bienen. 
Dann aber bürsten sie ihn verlassen, unb sich sogar verheiraten. 
Das Volk sah bies jeboch nicht gern, weil man es als eine Ver¬ 
anlassung zum Unwillen ber Göttin, ber sie sich gewibmet hatten, 
betrachtete. Die vestalifchen Jungfrauen genoffen, solange sie ben 
Tempelbienst verrichteten, großes Ansehen unb bebeutenbe Vorrechte. 
Ihre Person war unverletzlich; sie stauben unter keiner väterlichen 
Gewalt unb konnten frei über ihr Vermögen schalten. Wenn sie 
bei feierlichen Aufzügen burch bie Straßen von Rom gingen, so 
trugen Liktoren (Gerichtsbiener) ein Bünbel von kleinen Stäben 
(fasces), aus bem ein Beil, bas Sinnbilb ber Herrschaft, ber 
höchsten Gewalt, hervorragte, vor ihnen her, eine Auszeichnung,
	        
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