fullscreen: Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht

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Verstärkungen herbeizuführen. Inzwischen machte Schwerin mit der In¬ 
fanterie einen neuen, furchtbaren Angriff, in welchem zum erstenmale im 
ernsten Gefechte die eisernen Ladestöcke zur Verwendung kamen, so daß 
es den Preußen möglich war, in derselben Zeit, in welcher die Österreicher 
dreimal schossen, fünf Schüsse abzufeuern. Die Folge dieses Schnellfeuers 
war, daß die Österreicher in wilder Flucht sich zurückzogen und dem 
preußischen Heere den Ruhm ließen, seine Kraft, die seit langen Jahren 
nur auf dem Exerzierplätze geglänzt hatte, nun auch auf dem Schlacht¬ 
felde bewährt zu sehen. Nach dem Siege von Mollwitz eroberte Friedrich 
die Festungen Brieg und Neiße, besetzte Breslau uud ließ sich im No¬ 
vember von sämtlichen Ständen der eroberten Lande huldigen; im April 
1742 erfolgte die Einnahme von Glatz. Inzwischen hatte Maria Theresia, 
gegen die Frankreich, Bayern und Spanien einen Bund geschlossen hatten, 
dem auch Friedrich beigetreten war, in Ungarn Hilfe gefunden. Ein neues 
Heer unter Karl von Lothringen rückte von Wien her durch Böhmen vor. 
Friedrich, der unterdessen seine Reiterei vermehrt und besser ausgebildet 
hatte, eilte ihm entgegen und erfocht bei Chotusitz und Czaslau (1742) 
einen entscheidenden Sieg. 
Friede. Bald darauf wurde zu Breslau der Friede geschloffen, 
in welchem Österreich Schlesien einschließlich der Grafschaft Glatz, ein 
Gebiet von ungefähr 650 Quadratmeilen mit 1200000 Einwohnern, 
an Prenßen abtrat. Maria Theresia rief, als sie in die Abtretung dieses 
schönen und reichen Landes einwilligte: „Ich verliere den schönsten Edel¬ 
stein aus meiner Krone!" 
Die Friedensjahre von 1742—1744. 
Sorge für Schlesten. Nach Beendigung des ersten schlesischen 
Krieges wandte Friedrich seine ganze landesväterliche Sorge dem neu er¬ 
worbenen Lande zu, das unter österreichischer Herrschaft sehr vernachlässigt 
worden war. Er stürzte die Priester- und Adelsherrschaft, legte den Be¬ 
wohnern möglichst geringe Lasten auf, führte eine rasche Justiz und eine gute 
Verwaltung ein und brachte Ackerbau, Handel und Gewerbe schnell empor, 
so daß der Wohlstand und die Ertragsfähigkeit des Landes in kurzer Zeit 
verdreifacht wurden. Infolge dieser Wohlthaten, sowie der Leutseligkeit 
und Freundlichkeit, womit der König, der öfter die ganze Provinz bereiste 
und sich überall nach Handel und Gewerbe erkundigte, jedem seiner neuen 
Unterthanen begegnete, war man bald im ganzen Lande mit dem neuen 
Regiuiente wohl zufrieden.
	        
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