II. Luft. 111. Wasser.
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Zimmern oder Sälen, wo viele Menschen atmen und für eine genügende Ventil
lation nicht Sorge getragen ist, steigt unter Umständen der Kohlensäuregehalt
der Luft noch nicht auf 1¡i °/0. Es ist uns allen bekannt, daß uns trotz dieser
geringen Menge Kohlensäure schon das Atinen in solchen Räumen schwerer fällt.
Außer geringen Mengen Kohlensäure enthält die Luft stets wechselnde
Mengen Wasserdampf, ferner auch aus den fortwährend aufsteigenden Dünsten
der Wohnzimmer, der Fabriken u. s. w. etwas von dem später zu besprechenden
Schweselwasserstoffgas, Kohlenoxydgas, schwefelige Säure und endlich unzählige
Sporen von niederen Pflanzen, ebenso niedere Tiere, die teilweise als Ansteckungs-
stoffe wirken.
Da nur reine Lust d. i. solche, welche außer Stickstoff und Sauerstoff nur
geringe Mengen von Kohlensäure und Wasserdamvf enthält, dem Menschen zu¬
träglich ist, wird der Aufenthalt in niedrigen, unreinlichen Wohnungen, sowie
in großen Städten, wo viele Fabriken die verschiedenartigsten Stoffe erzeugen,
die sich der Luft beimengen, nicht so gesund sein, als in hohen, reinlichen Zim¬
mern und in kleinen Städten oder auf dem Lande. Um auch niedere Räume
zu gesunden Aufenthaltsorten zu machen, muß außer für Reinlichkeit für Erneue¬
rung der Luft durch häufige Ventilation gesorgt werden. In der Natur wird die
Reinigung der Luft durch Winde und den Regen herbeigeführt, welch' letzterer
einerseits schlechte Gase auflöst, andererseits der Luft mechanisch beigemengte
Körperteilchen (Staub), niederreißt.
III. Wasser.
Ebensowenig wie die £uft ist Wasser ein einfacher Stofs. Während aber
die Luft nur aus dein Gemenge zweier Gase besteht, besteht das Master cm*
der chemischen Verbindung zweier Gase. Man kann beide aus dem Wasser
bereiten, indem man durch dasselbe den elektrischen Strom leitet. Dieser zersetzt
das Wasser in seine Bestandteile. Bei ihrer Untersuchung erweist sich der eine
als der bei jeder Verbrennung wirksame Bestandteil unserer Luft, also als
Sauerstoff, der andere als ein selbstbrennendes, sehr leichtes, durchsichtiges,
farbloses, geruchloses Gas, welches man, da es ein Hauptbestandteil des Wassers
ist, Wasserstoffgas genannt hat. Da sich bei der Zerlegung durch den elek¬
trischen Strom stets 2 Raumteile (Volumina) Wasserstosigas und 1 Raumteil
(Volumen) Sauerstoffgas abscheiden, so sagen wir, das Wasser bestehe aus
2 Raumteilen Wasserstoff und 1 Naumteil Sauerstoff oder— da
2 Naumteile Wasserstoff immer 2 wiegen, wenn 1 Raumteil Sauerstoff 16 wiegt
— es bestehen 18 Ge wichtsteile Wasser aus 2 GewichtsteilenWasser-
stoff und 16 Gewichtsteilen Sauerstoff. Außer der Elektricität sind be¬
sonders das Kalium und Natrium, zwei seltene Metalle, fähig das Master in
seine Bestandteile zu zerlegen.
Ebenso wie man das Wasser in seine Elemente zerlegen kann, so läßt sich
umgekehrt aus diesen wieder Wasser herstellen. Mischt man Wasferstosfgas und
Sauerstoffgas in dem Verhältnis, in welchem sie Wasser bilden und entzündet
das Gemisch, so vereinigen sich beide Gase zu Wasser. Da die Verwandtschaft
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