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89. Welche Bedeutung hatte das Augsburger Interim?
1. Der Kaiser wollte Katholizismus und Protestan¬
tismus ohne Teilnahme des Papstes miteinander
vereinigen.
2. Der Kaiser entschied alle Streitpunkte zugunsten der
Katholiken.
3. Der Kaiser gewährte den Protestanten nur den Kelch
beim Abendmahl und die Priesterehe.
90. Inwiefern war das Augsburger Interim ein schwerer politischer Fehler?
1. In bezug auf das Reich raubte es demselben das nationale
Selbstbewußtsein:
a) es verschuldete den Anschluß der deutschen Fürsten
an Frankreich,
b) es vermittelte den Einfluß Frankreichs auf die
Geschicke Deutschlands,
c) es förderte die beginnende Auflösung des Reiches.
2. In bezug auf seine Person zog Karl V. sich neben seinen
alten Feinden (Franzosen Und Türken) neue groß:
a) er hatte sich mit den Protestanten und Moritz von
Sachsen verfeindet: er bevorzugte den Katholizismus,
b) er hatte die katholischen und die protestan tischen
Fürsten zu sich in Gegensatz gebracht: er befriedigte beide
Teile unvollkommen,
c) er hatte das ganze deutsche Volk gegen sich aufge¬
bracht : er erzwang die Einführung des Interims
nötigenfalls mit Gewalt,
d) er hatte den Bruch mit dem Papste herbeigeführt: er
schaltete ihn bei den Verhandlungen gänzlich
aus,
e) er hatte seinen Bruder Ferdinand verstimmt: er
wollte seinem Sohne Philipp II. die Kaiserkrone
zuwenden.
91. Warum verließ Moritz von Sachsen die Sache des Kaisers?
1. Er hatte die Kurwürde für sich und das albertinische
Geschlecht erworben: sein Hauptziel hatte er erreicht [87].
2. Er belagerte vergeblich in kaiserlichem Aufträge das gut
verteidigte evangelische Magdeburg: auf des Kaisers weitere
Hilfe konnte er nicht bauen.
3. Er war auf den Kaiser erbittert: die Gefangennahme
seines Schwiegervaters Philipp von Hessen hatte des
Kurfürsten Ehre schwer verletzt.
4. Er wollte sich die Liebe seiner neuen evangelischen
Untertanen erwerben: alle Protestanten haßten in ihm einen
„Judas von Meiße n."