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92. Inwiefern benutzte Moritz von Sachsen beim Abfall vom Kaiser alle
sich ihm bietenden politischen Vorteile?
1. Er sammelte unter dem Vorwande der Vollstreckung
der Reichsacht an Magdeburg ein starkes Heer: ins¬
geheim sicherte er sich die starke Festung als Zufluchtsort.
2. Er schloß in Verbindung mit protestantischen Fürsten Nord¬
deutschlands mit Heinrich II. von Frankreich ein
Bündnis:
a) sie erhielten dadurch Hilfsgelder,
b) sie gestatteten dem Könige als dem „Reichsvikar“
die Besetzung der lothringischen Stiftslande Metz,
1 o u 1 und Verdun.
3. Er fiel nach langem Warten erst vom Kaiser ab, als König
Ferdinand im Kriege gegen die Türken lag: er machte
sich in umsichtiger Weise die Gesamtlage Europas
zu nutze.
f) Spaltung und Anerkennung der neuen Lehre.
93. Welche Bedeutung hatte das Religionsgespräch zu Marburg?
1. Landgraf Philipp von Hessen veranstaltete (Oktober 1529)
in Marburg ein Gespräch zwischen Luther und Zwingli:
a) er wollte dadurch den Gegensatz zwischen der fürstlich¬
ständischen Reformation Nieder- und Mitteldeutschlands
und der republikanisch-städtischen Oberdeutsch¬
lands zu überbrücken versuchen,
b) er hoffte danach ein Kriegsbündnis mit Zwingli
zu erreichen.
2. Die nicht zustande gekommene Verständigung war kein Un¬
glück für die innere und äußere Entwicklung der Reformation:
a) Zwingli und Luther vertraten das Recht der freien
Forschung und selbständigen Überzeugung,
b) die oberdeutschen Städte schlossen sich schon 1531 im
Schmalkaldischen Bunde dem Norden an.
94. Welcher Unterschied bestand zwischen der Reform Luthers und der
Zwinglis?
1. Luther war nach schweren, heißen Gewissenskämpfen
zu der Erkenntnis einer Reformnotwendigkeit ge¬
kommen —
Zwingli trat aus rein verstandesmäßigen Er¬
wägungen auf Grund der in dem Wallfahrtsorte Einsiedeln
gemachten Erfahrungen gegen die Kirche auf [81, 82].
2. Luther ging allmählich und schonend gegen die
Einrichtungen und Ansichten der alten Kirche vor —
Zwingli schritt schärfer und unversöhnlicher
zu Werke.