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b) Karl (Maximilians Bruder) mußte in Steiermark,
Kärnten und Krain die Ausübung des neuen
Gottesdienstes dem Adel zugestehen und sie auch in
den Städten dulden.
2. In Böhmen und Mähren verband sich der Übertritt
des tschechischen Volkes mit einem gewissen geistigen
Aufschwünge :
a) der verfassungsmäßig gesicherte Utraquismus
bot bequeme Anknüpfungspunkte,
b) die gesetzliche Anerkennung des Protestantismus wurde
jedoch nicht erreicht.
3. In Ungarn' und Siebenbürgen bekannte sich die
Mehrheit der Bevölkerung zum Luthe rtume :
a) in den unter habsbur gische r Herrschaft verbliebenen
Landesteilen erzwangen sich die Städte vielfach die
Freiheit des Bekenntnisses,
b) in den unter türkischer Oberhoheit stehenden Teilen
Ungarns und in Siebenbürgen traten fast alle
Städte und der Adel über.
4. In Bayern nötigten die Stände den von Schulden hart be¬
drängten Herzog Albrecht V. zu den weitestgehen¬
den Reformen.
140. Warum begünstigten die beiden Nachfolger Karls V. die Ausbreitung
der Reformation?
1. Ferdinand I. war zwar persönlich streng katho¬
lisch, aber er suchte zwischen Katholiken und Protestanten
eine Art Ausgleich zu schaffen:
a) er lag wegen seiner Krönung lange Zeit mit dem Papst
in Streit,
b) er hielt auch für den Katholizismus die Gewährung der
Priesterehe und des Laienkelches für not¬
wendig,
c) er hatte die bisher gebräuchliche Handhabung
des Augsburger Religionsfriedens vor seiner Krö¬
nung auch für die Zukunft beschworen.
2. Maximilian II. war aus Überzeugung der Refor¬
mation sehr zugetan:
aj er hinderte weder im R e i c h e noch in seinen Erblanden
den Fortschritt der Reformation (W i e n fast ganz
lutherisch),
b) er äußerte bei der Nachricht von der „Pariser Blut¬
hochzeit“: „Wollte Gott, mein Tochtermann hätte mich
um Rat gefragt; wollte ihm treulich als sein Vater geraten
haben, daß er dies gewiß nimmermehr getan hätte!“