Vorbereitungen der Schlacht bei Gaugamela.
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Truppen unter den Waffen stehen, als wäre ein nächtlicher Überfall zu
erwarten, und besuchte eine der Abteilungen nach der andern. Alexander
war, nachdem feine Leute sich niedergelegt hatten, mit dem Wahrsager
Aristander vor seinem Zelte beschäftigt eine geheime gottesdienstliche Hand¬
lung vorzunehmen und dem Gotte des Schreckens ein blutiges Opfer dar¬
zubringen. Indessen betrachteten Parmenio und die andern ältern Freunde
des Köuigs die ungeheure Ausdehnung des vor ihnen liegenden Gebietes,
auf welchen: die Wachtfeuer des Perferheeres brannten, und vernahmen
das schauerliche Gemeuge der (Stimmen, das wie das Tosen eines Oceans
zu ihnen herüberdrang; angesichts dieser unermeßlichen Überzahl der Feinde,
die aus eine ganze Million angeschlagen wurde, vereinigten sie sich ihrem
Könige den Vorschlag zu machen, sich auf dieselben gleich jetzt in der Nacht
zu werfen, indem der Angriff bei Tage und dazn ans diesem Boden eine
höchst schwierige und gefährliche Unternehmung fein werde. Gr hatte sich
eben nach Beendigung der heiligen Handlung in fein Zelt zurückgezogen,
als sie ihren Vorschlag anbrachten. Mit den Worten: „ich stehle den Sieg
nicht" wies ihn Alexander zurück und verfiel darauf, nachdem diese weg¬
gegangen waren, in einen so tiefen, festen Schlaf, daß Parmenio am
nächsten Morgen statt des immer noch schlafenden Königs die Befehle zur
Vorbereitung der Schlacht geben mußte, um allzngroßem Zeitverluste zu
begegnen, und endlich ins Zelt hinein ging, um ihn mit Gewalt zu wecken.
Er fei, sagte er, darum so ruhig eingeschlafen, weil jetzt Darius seine
ganze Macht an diesem einen Punkt versammelt habe: denn dieser eine
Tag werde für immer entscheiden und allen Mühseligkeiten und Gefahren
ein Ziel fetzen.
Alexanders Heer war auch, wie das persische, aus Kriegent von
allerlei Völkerschaften, makedonischen, thracifchen, theffalifchen, griechischen,
zusammengesetzt; aber alle bildeten ein wohlgegliedertes Ganzes durch
gleiche Waffenübung, durch tüchtige, an Zusammenwirken gewöhnte An¬
führer, durch gleichmäßige Unterordnung und vor allem durch den König
selbst, das wirkliche Haupt des Heeres. Er war ein Feldherr, der zur
Ausführung feiner wohlüberlegten und klaren Plane die rechten Werk¬
zeuge zu finden, die ©einigen zu begeistern und auch dem geringsten
Manne int Heere die Meinung beizubringen wußte, daß die Sache feines
Königs auch die feinige fei. So war es wenigstens noch um die Zeit
der Schlacht bei Gaugamela. Er stellte feine Truppen in einer doppelten
Schlachtlinie auf. Die vordere, in zwei Flügeln formierte, von denen
er selbst den rechten, Parmenio den linken befehligte, sollte die Feinde