Zweites Buch.
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(Erstes Kapitel.
Vronig Deioce^ von Medien.
In den Ländern unt die großen Flüsse Euphrat und Tigris Her-
waren die Assyrier, deren Hauptstadt Ninive hieß, lange Zeit das mäch¬
tigste Volk und hatten viele andere Völkerschaften unter ihrer Botmäßig¬
keit. Aber da sie ihre Unterthanen bedrückten, suchte eine dieser Völker¬
schaften um die andere sich von ihrer Herrschaft los zu machen. Hierin
gingen die Meder den anderen voran. Sie ergriffen die Waffen gegen
ihre Unterdrücker und machten sich durch mannhafte Tapferkeit vom assy¬
rischen Joche los. Aber nachdem sie von der Gewaltherrschaft der Frem¬
den frei geworden waren, riß in ihrem Lande Gesetzlosigkeit ein. In einem
ihrer Dörfer nun — es gab nämlich damals in Medien noch keine Städte
— wohnte ein wohlangesehener Mann, Deioces, welcher beschloß die
im Lande herrschende Unordnung und Unzufriedenheit in der Art zu be¬
nützen, daß er dadurch König würde. Er gab sich daher alle erdenkliche
Mühe, in seinen Handlungen und in seinem ganzen Betragen als ein
durchaus gerechter Mann erfunden zu werden. Die Bewohner dieses
Dorfes wählten ihn darum zu ihrem Richter. In diesem seinem Amte
bewies er die größte Unparteilichkeit und Gerechtigkeit und schnell verbrei¬
tete sich der Ruhm dieses gewissenhaften Richters auch außerhalb seines
Bereiches; bald kamen die streitenden Parteien auch aus anderen Dörfern,
um dem Deioees ihre Sachen vorzutragen und seinen Bescheid zn hören.