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wurden Knechte, Pferde und Hunde verbrannt, damit sie sich im
künftigen Leben deren bedienen könnten. Als der König Harald ge¬
storben war, wurde sein Pferd getödet und der Sattel mit begraben,
damit er nach Walhalla reiten könne. In dem vom Meere entfernt
liegenden Gegenden fahren die Seelen in einem hoch durch die Luft
daherziehenden Wagen zum Land der Todten.
Sterben ist Heimkehr zur Gottheit. Dem Menschen die Heim¬
kehr zu verkünden sendet die Gottheit ihren Boten aus, welcher die
Seele abholt und ihr zuführt. Die Seelen der im Kampfe gefalle¬
nen Helden holen die Walküren ab und geleiten sie nach Walhalla.
Andere Seelen holl der Tod, der wie alle Geister plötzlich naht
und kaum gerufen, schon erscheint. Der Tod ist kein schreckendes,
schauerliches Wesen, sondern ein milder, aber seines Amtes streng
wartender Diener der Götter. Er trägt, wie im Alterthum alle
Boten, einen Stab. Er reitet auf einem Roß im Lande umher;
die Seelen schaaren sich zu ihm und bilden sein Gefolge, nicht ein
düsteres, trauriges, sondern ein heiteres, fröhliches. Das milde,
zutrauliche Wesen des alten Todes tritt noch in vielen Zügen her¬
vor, die uns im Volksleben begegnen. Ec heißt Freund Hein,
er wird in den Märchen gar zum Gevatter gebeten und ist seinem
Pathen ein schützender, glückbringender Freund. Die düstere Auf¬
fassung des Todes hat sich erst durch christliche Einflüsse im Mittel¬
alter gebildet.
Die Macht der Götter ist beschränkt; sie können dem Menschen DasSchicks«,.
wohl Heil und Seligkeit schenken, aber sein Schicksal vermögen sie
nicht zu ordnen; das unterliegt wie das der Götter einer höheren
Weltordnung. Das Schicksal hat es hauptsächlich mit dem Beginn
und dem Schluß des menschlichen Lebens zu thun. Seine Botinnen
sind die Nornen, die Schjcksalsschwestern, welche an der Wiege
und am Sterbelager des Menschen stehen. Das Geschick der Men¬
schen, Geschlechter und Völker ist im voraus angeordnet, aber nur
die höchsten Götter kennen die Rathschlüsse und Fügungen des Schick¬
sals. Glück und Heil ist in den Gaben des Schicksals eingeschlossen,
doch schrieb man später dessen Verleihung besonderen Wesen zu.
Besonders steht das Frau Saelde zu, der eigentlichen Glücksgöttin
unserer Vorzeit. Sie wachet über ihren Günstlingen, erscheint ih¬
nen und erhört ihre Bitten; wem sie aber gram ist, dem kehrt sie
den Rücken zu.
Der deutschen Religion vorzüglich eigen ist die Idee der Ent- Entrückung,
rückung. Sie hängt zusammen mit der Idee der Verwünschung.
Das Verwünschte behält seine Gestalt und wird nur unsern Blicken
entrückt, erscheint jedoch von Zeit zu Zeit wieder, es kann nur
unter gewissen Bedingungen wieder leibhaft werden. Entrückte
Menschen sind geisterähnliche, sie schlafen und nur von Zeit zu
Zeit erwachen sie. Aber nicht nur Personen, auch Thiere find
entrückbar. Die Entrückung geschieht vorzugsweise in Berge, die
zu bestimmten altheiligen Zeiten sich öffnen und einzelnen Men¬
schen Zutritt gestatten. In diesen Bergen zeigt sich solchen Bevor¬
zugten eine Wunderwelt, da herrscht meistens fröhliches, rühriges