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Zweiter Teil. In Dorf und Heimat 
mit Sauerstoff zu vereinigen, und diese Verbindung wird mit Wasser 
und Kalk zu sog. Kalisalpeter umgearbeitet, der in der Wirkung 
dem Chilesalpeter ganz ähnlich ist. vorläufig wird er noch im Aus¬ 
lande, in.Norwegen, fabriziert, wo billigere Triebkräfte zur Verfügung 
stehen als bei uns. Ferner ist es gelungen, den vom Sauerstoff befrei¬ 
ten Stickstoff der Luft durch Überleiten über ein stark erhitztes Gemenge 
von Kohle und Kalk im Kalkstickstoff zu binden. Dieses feinmehlige, 
graue Erzeugnis wird 8—10 Tage vor der Saat dem Acker beigemischt 
und ergibt nach einigen Umsetzungen ein brauchbares Stickstoffdünge¬ 
mittel. Sollten auch einmal die Thilesalpeterfundstellen ausgebeutet 
sein, so haben wir in diesen modernen Stoffen hinreichenden Ersatz. 
wie es unseren Böden recht häufig an Stickstoff mangelt, so nicht 
minder an Phosphorsäure, wo sie fehlt, kann der Landmann durch 
Verwendung von Thomasmehl, einem Abfallprodukt bei der Stahl¬ 
bereitung, Ersatz schaffen. Es wird meist vor der Bestellung in den 
Boden eingearbeitet, damit es gut verteilt ist, löst sich dann allmählich 
im Bodenwasser und bietet den Kulturpflanzen ein gutes, unschädliches 
Nährmittel. Soll der Nährstoff eiliger wirken, so wählt man Super¬ 
phosphat, in welchem der wirksame Stoff wasserlöslich ist. Er wird 
bei der Bestellung gegeben und kommt schnell zur Aufsaugung. Genügt 
langsame Aufnahme, so können rohere Verbindungen, wie Guanoarten, 
Knochenmehle, noch Nutzen stiften. 
/ Vas Kalibedürfnis deckt man meist durch sog. rohe Kalisalze, die 
bei uns an vielen Stellen tief unter der Erde gefunden werden, so be¬ 
sonders bei Staßfurt. Am bekanntesten ist Kainit, weniger gebräuch¬ 
lich Karnallit. Diese Salze müssen zeitig verabreicht werden, weil die 
verunreinigenden Nebenbestandteile erst versickern müssen. Nüben, Klee¬ 
gewächse, auch Getreidearten sind auf kaliarmen Böden dankbar für die 
Zufuhr. Soll der Boden nicht so sehr verkrusten, und sollen auch die 
Verunreinigungen mehr ausgeschaltet werden, dann greift man zu ge¬ 
reinigten Salzen, so besonders zu sog. 40prozentigem Kalidünge¬ 
salz und in Gärtnereien und bei sehr empfindlichen Gewächsen zu che¬ 
misch reinen Kaliverbindungen. 
Nlannigfach sind noch die vielen Mischungen von Düngemitteln aller¬ 
art, mit denen man den Pflanzen mehrere Nährstoffe auf einmal 
geben kann. 
Und nun noch ein paar Worte vom Kalk. Selten sind die Böden 
so arm daran, daß das Kalzium als Nährstoff ersetzt werden müßte. 
Und doch müssen wir eifrig darüber wachen, daß der Boden nicht zu kalk¬ 
arm wird. Kalk spielt eine vielseitige Nolle,- er bindet die Säure in sau¬ 
ren, nassen Böden, schließt das rohe Erdreich auf, macht bindigen Boden 
locker, wärmt kalten Boden, kurz, er fördert die Fruchtbarkeit allge¬ 
mein,- ohne ihn bleibt ein Boden ungesund. Sollen die Düngemittel rich¬ 
tig ausgenutzt werden, so ist ein Grundstock von Kalk im Boden unerlä߬ 
lich- dazu ist er auch nötig, um gesunde Nahrungs- und Futtermittel zu 
erzeugen. 
Dr. flöotf Helmkampf.
	        
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