Full text: Verschüttete Römerstädte, die Römer in den Provinzen, Lager und Soldatenleben, Religion und Philosophie, der Ausgang des römischen Weltreichs (Abt. 2)

der Naturkräfte brachte einen Fortschritt darüber hinaus zu 
stände. 
Die Römer in den Provinzen entwickelten sich in ihrer 
Eigenart, wie die Grundbevölkerung des Landes, mit der sie sich 
vermischten, die historische Tradition, die klimatischen Verhält¬ 
nisse sie beeinflußten. Das geographische Moment überflügelte 
das nationale; schließlich entfalteten alle Afrikaner, mochten sie 
nun maurischer, punischer oder italischer Abkunft sein, dieselben 
Charaktereigentümlichkeilen, welche ihnen von den „Ausländern" 
zum Vorwurf gemacht wurden; sie galten als ein Ausbund von 
Unsittlichkeit und Schlechtigkeit; für grausam, der Völlerei er¬ 
geben, für lüstern, für heimtückisch und perfid unter sich wie 
auch gegen andere; das Sprichwort von der „finnischen Treue" 
sei an ihnen zu erproben: sie redeten immer anders, als sie zu 
handeln gedächten. Es sei schwer — meint ein geogra¬ 
phischer Schriftsteller, der sie zu charakterisieren versucht — unter 
ihnen einen Guten zu finden, „wenn auch unter Vielen einige 
Gute immerhin sein können". Übrigens fühlten sich auch die 
Afrikaner in ihrer Eigentümlichkeit und gaben dies selbstbewußt 
zu erkennen; mit größter Hartnäckigkeit verteidigten sie im vier¬ 
ten Jahrhundert ihren Sonderstandpunkt in einer kirchlichen, 
sonst nicht sehr bedeutenden Angelegenheit gegen die angeblich zu 
laxe Moral sämtlicher übrigen Provinzialkirchen. Der diesbe¬ 
zügliche Streit, um dessen Beilegung Augustinus sich endlos be¬ 
mühte, verwirrte die afrikanischen Verhältnisse gründlich und 
leistete schließlich den Vandalen Vorschub, mit denen im Bunde 
man seine Heterodoxie gegen die katholische Partei bequemer be¬ 
haupten konnte. 
Anders waren die römischen Spanier geartet. Die Grund- 
züge ihrer Eigentümlichkeit erkannten bereits die Geographen der 
Augustischen Zeit, indem sie zunächst auf die alteinheimische Be¬ 
völkerung Rücksicht nahmen: ihre Mäßigkeit im Essen, ihre Träg-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.