Geschichte der Römer.
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Meinungen und Auffassungen in der Lehre, welche durch Herein-
ziehung jüdischer, griechischer und orientalischer Religionsanschauungen
entstanden, bekämpft und die erste Kirchenlehre vertheidigt, zu wel-
chem Zwecke das sogenannte apostolische Glaubensbekenntnis auf- Apostolisches
gestellt ward. Auch fehlte es nicht an erleuchteten Männern, welche ^kenntiüs.
theils durch erbauende Schriften die Gemeinden im Glauben
befestigten, theils durch Vertheidigungsschriften die Angriffe der Juden,
Heiden und Irrgläubigen abwehrten, theils auch die Kirchenlehre
wissenschaftlich darstellten. Als Kaiser Constantin offen zum Christen-
tum übertrat und dasselbe zur Staatsreligion erhob, konnte sich
diese, aller hemmenden Schranken entledigt, frei und unabhängig ent-
wickeln, verlor aber mit Erweiterung ihres äußeren Umfangs auch
an innerer Reinheit, indem jetzt Viele aus rein weltlichen Beweg-
gründen zum Christentum übertraten. Eine große Spaltung in der
christlichen Kirche trat ein, als der Presbyter Artus zu Alexandrien Arws.
die Lehre aufstellte, daß Christus nicht gleichen, sondern nur ähnlichen
Wesens mit dem Vater sei. Zur Beilegung des Streites berief
Constantin im Jahr 325 die schon oben erwähnte allgemeine Kirchen-
Versammlung nach Nicäa, auf welcher die Lehre des Artus verworfen
wurde. Unter Theodosius dem Großen erlosch das Heidentum fast
völlig; der alte Götzendienst ward verboten, und die meisten Heiden
bekehrten sich. Die Reste der Heiden zogen sich auf die Dörfer
zurück, wo sie sich noch länger hielten. Diesem Umstände ist es zuzu-
schreiben, daß der Name für Heidentum in einigen Sprachen gleich-
bedeutend ist mit dem für Dorfesart. (Paganismus, paien.)