§ 111. 112.
Der Krieg gegen die Republik.
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deaux. Es mangelte den von ihm geschaffenen Armeen an einem ge¬
schulten Offizierkorps und den Truppen an einer ausreichenden kriegs-
mäßigen Ausbildung; auch gelang es nicht, die aufgestellten Heere nach
einem großen und einheitlichen Plane zu verwenden.
Im Großen Hauptquartier des deutschen Heeres wurden noch am
2. September alle Anordnungen zum Vormarsch auf Paris getroffen; von Paris
den nötigen Ersatz an Mannschaften, Munition und Ausrüstuugsgegen- 19- 6ept6r-
ständen zog man unterwegs aus der Heimat heran. Am 19. September
wurde Paris eingeschlossen; das Hauptquartier wurde nach Versailles
verlegt.
In der zweiten Hälfte des September waren die deutschen Heere
um Straßburg, Metz und Paris gelagert. Am 28. September kapitn- 2gtr^6rr9
lierte Straßburg. Werder überschritt sodann die Vogesen und drang
nach dem oberen Saönegebiet vor. Da sich um dieselbe Zeit größere
französische Streitkräfte in der Nähe von Orleans zeigten, erhielt Orleans.
General von der Tann den Befehl, mit dem 1. bayrischen Korps und
der 22. (thüringisch-hessischen) Division gegen diese Stadt vorzugehen,
und besetzte sie nach mehreren Gefechten am 11. Oktober. In der Um-
gegend von Paris traten überall Freischarenbanden auf und hielten die
Kavallerieabteilungen in Atem, die für die Sicherung der Einfchließuugs-
armee zu sorgen hatten. Am 28. Oktober überfielen die Franzosen Le
Bonrget (im Nordosten von Paris), das jedoch zwei Tage darauf unter Le Bourget.
schweren Verlusten von der zweiten Gardedivision wieder genommen
wurde.
Am 27. Oktober hatte sich endlich Bazaine gezwungen gesehen, die 2?
Tore von Metz dem Prinzen Friedrich Karl zu öffnen und mit feinem
noch 173000 Mann starken Heere zu kapitulieren — die größte Kapitu¬
lation der Weltgeschichte, i
§ 112. 2. Die Feldzüge bis zum Ende des Jahres 1870. Die
sieben Armeekorps, die vor Metz gelegen hatten, wurden in der Weise
verteilt, daß zwei (das 1. und 8.) unter General von Mantenffel die
Einschließung von Paris im Norden zu sichern hatten, während drei
(das 3., 9. und 10.) unter dem Prinzen Friedrich Karl an die mittlere
Loire zogen und das 2. Korps zur Verstärkung des Einschließungsheeres
von Paris verwendet wurde; das 7. Korps blieb im östlichen Frankreich
zurück, um die Verbindung mit der Heimat zu decken.
Inzwischen war es der Regierung in Tours gelungen, im Laufe des ^m£f0cir°n
Oktober an der Loire oberhalb und unterhalb von Orleans, in der
1 Er wurde deshalb später durch ein Kriegsgericht zum Tode verurteilt, von
Mac Mahon jedoch, dem damaligen Präsidenten der Republik, zu zwanzigjähriger Ge-
sängnishaft begnadigt, aus der er mit Hilfe seiner Gattin entkam; 1888 ist er in
Madrid gestorben.