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Fest entgegnete der redliche Schäfer: „Nimmermehr! Ihr würdet
doch den IDeg an die Franzosen verraten." Doch der Derräter drang
immer mehr auf den Schäfer ein, bis dieser vor Abscheu ausrief:
„Du Schuft, du Judas! Mein eigenes Vaterland und das Leben
meiner Söhne soll ich für schnödes Geld verraten! Fahr hin, wohin
du gehörst!" hiermit stieß er Sielert den Rbhang hinab. „Das sollst
du mir büßen!" schrie dieser hinauf.
Jetzt kam dem braven Hirten der Ernst seiner Lage wohl zum
Bewußtsein. Nach einiger Seit erschien der Verräter an der Spitze
von französischen Soldaten. Sie führten ihn zum Marschall Cannes,
voll banger Rhnung folgte er den Schergen. „Man wird (Euch schon
den Mund öffnen," höhnte Sielert.
„Zeige uns den Fahrweg auf den Landgrafenberg?" sagte der
Marschall. „Du sollst eine reiche Belohnung erhalten." „Ich würde
mein Vaterland verraten. Das kann ich nicht."
„Ihr wagt es, mir zu trotzen! Ich werde (Euch zwingen." „Mich
kann niemand dazu zwingen."
„Du bekommst eine reiche Belohnung, wenn du uns den Weg
zeigst. Schweigst du aber, mußt du sterben." Born schwieg. Zwar
dachte er an sein armes Weib und an seine Kinder. Die Versuchung
trat jetzt mit aller Macht an ihn heran. „Du willst uns nicht den
Weg zeigen?" rief jetzt der Marschall im heftigsten Tone. „Nein!"
„Führt ihn fort! Gebt ihm noch eine Stunde Bedenkzeit. Bleibt er
hartnäckig, dann erschießt ihn!"
Dem Derräter lag sehr viel daran, daß Born sein Geheimnis
preisgab. Rls man nun dem Schäfer die Hände band, da redete er
ihm aufs eindringlichste zu, durch ein Wort sein Leben zu retten und
seiner Familie ein sorgenfreies Auskommen zu verschaffen. Doch der
brave Hirt blieb standhaft. 3m stillen Gebet erwarb er sich Kraft
zu seinem letzten schweren Gang.
Minute auf Minute verrann. Da war seine Frist abgelaufen.
Der Offizier bewunderte seinen Mut und fragte ihn nochmals. „Nein!"
Dieses letzte Nein war sein Todesurteil. Die Soldaten legten an.
„Gebt Feuer!" Drei Blitze zuckten ins Tal. Drei Schüsse krachten
hinab ins Dorf. Der Held im Hirtenrock hatte ausgelitten. (Ehre
seinem Rndenken! Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt!
4. (Ein heldenmütiger preußischer Heiter.
3n einem bei Jena liegenden Dorfe erzählte mir auf einer Reise
nach Frankfurt der Gastwirt, daß sich mehrere Stunden nach der
Schlacht, um die Zeit, da das Dorf schon ganz von der Rrmee des prin-