Full text: Helden und Heldenhaftes aus den Freiheitskriegen

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28. Die tapfere Erstürmung von Lindenthal und Möckern. 
3m Horben Leipzigs stand tUarmont mit den Truppen des Mar- 
schalls Ney. Etwa 50 000 Mann mit reichlich 180 Geschützen standen 
ihm zu Gebote. Möckern bildete den Kernpunkt seines linken Flügels. 
Dies Dorf war nach Westen zu durch sumpfige Niederungen an der 
Elster geschützt. Nach Norden boten Sänne und Gartenmauern gute 
Deckungen. 3m Nordwesten bildeten mehrere feste Steingebäude von 
winkliger Bauart eine vorzügliche Wehr. 3m Gsten gewährte die 
Hnfjöhe gute Zielgelegenheiten und Deckungen. 3n Möckern stellte 
Marmont etwa 20 000 Mann mit 85 Geschützen auf. So schien 
das Dorf, sein Schlüssel, schier uneinnehmbar zu sein. 
Blücher nahte von Nordwesten her, flankiert zur Linken, nach 
Düben zu, von Russen unter Langeron und Sacken. l)ork sprach beim 
Morgengebet: „Den Rnfang, Mitt’ und Ende, Herr Gott, zum besten 
wende!" 3hm war für den 16. Zehnmond die schwierigste und ehren¬ 
vollste Rufgabe zugedacht. Hinter Lützschena stieß man auf den Feind. 
Blücher erteilte von Lützschena aus seine Befehle. Zuerst war Linden¬ 
thal, nördlich von Wahren und Möckern, zu nehmen. 
Das zweite brandenburgische Füsilierbataillon marschierte auf 
der breiten Strafte nach Leipzig zu, geführt von Major Heinrich 
von Krosigk. Seine Rügen blitzten hell. Gesprächig war er geworden 
im Rngesichte der Gefahr. Seine Kameraden wunderten sich nicht 
wenig darüber. Hinter Lützschena bog das Bataillon von der Strafte 
ab und wandte sich östlich gegen Lindenthal, plötzlich kam ein 
Rdjutant des Generals Hünerbein und meldete, das Bataillon solle 
sofort haltmachen. Inzwischen jagen auf der Strafte Husaren, Fu߬ 
volk und Geschütze vorüber. „Donnerwetter!" brummte Krosigk, „wir 
werden doch nicht in Reserve bleiben sollen? Das wäre ja eine 
Mordsgeschichte! Das vergäfte ich dem Riten zeitlebens nicht!" In¬ 
zwischen sprengte sein Kamerad Major von Wedel heran und reichte 
ihm die Hand: „Lebe wohl!" rief Medell. „Ruf Wiedersehen, hier 
oder droben!" erwiderte Krosigk. Inzwischen begannen im Gsten 
die Feuerschlünde ihre eherne Sprache dröhnen zu lassen. Sie sahen 
sich nicht wieder, denn nach zwei Stunden ereilte den Major von 
Wedel die tödliche Kugel. „Kameraden, rettet das Vaterland!" rief 
er mit brechender Stimme. 
Inzwischen war l)ork mit seinem Stabe herangekommen und 
hielt in unmittelbarer Nähe Krosigks und sagte: „Dort drüben liegt
	        
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