fullscreen: Von Augustus bis zur Reformation (Teil 2)

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Ehelosigkeit der Geistlichen (den Cölibat) und zwang die verheirateten, 
Weib und Kind zu verstoßen. Um den Einfluß der Landesherren bei 
Besetzung der bischöflichen Ämter gauz zu beseitigen, verbot er, daß Geist¬ 
liche von einem Laien die Investitur empfingen; denn der Kirche allein 
stehe das Recht zu, geistliche Ämter zu besetzen. Wären die Päpste mit 
diesem Ansprüche durchgedrungen, so hätten sie in Deutschland eine be¬ 
trächtliche Anzahl Landesherren ernannt, so die Erzbischöse von Mainz, 
Kölu uud Trier, welche über bedeutende Herrschaften geboten. 
Heinrich, entschlossen, das Königtum zu der Machtsülle zu erheben, 
die es unter dem Großvater besessen, mußte notwendig mit diesem Papste 
in Kamps geraten. Er entließ seine vom Papste wegen der Simonie ge¬ 
bannten Räte nicht und besetzte erledigte Bistümer nach wie vor. Als 
Gregor ihm ein drohendes Schreiben zusandte uud ihm den Bann in 
Aussicht stellte, nahm Heinrich den Kamps aus. Auf einer Synode zu 
Worms, der 26 deutsche Bischöfe beiwohnten, wurde Gregor verschiedener 
Vergehen angeklagt und abgesetzt. Heinrich richtete ein scharfes Schreiben 
an ihn und forderte ihn darin auf, den päpstlichen Stuhl zu räumen 
(Henricus Hildebrando non apostolico, sed falso monacbo: descende, 
descende!). Auch die Lombarden erklärten, diesem Papste nicht mehr zu 
gehorchen. 
Der Papst antwortete mit dem Banne. Diese höchste Kirchenstrafe 
stößt den Katholiken aus der Kirche aus und erklärt ihn ihrer Segnungen 
für verlustig. Nuu mußte sich entscheiden, wer der stärkere war. Heinrich 
war es deshalb nicht, weil die Mehrzahl der Gläubigen aus der Seite 
des Papstes stand, und weil er von den deutschen Fürsten verlassen wurde. 
Allgemein wurde der Absall; seine Gegner, voran Herzog Rudolf von 
Schwaben, erhoben sich. Auch die Sachsen standen wieder aus. Auf dem 
Fürstentage zu Tribur, wo sich auch ein päpstlicher Legat einfand, wurde 
beschlossen, Heinrich sollte sich jeder Regierungsmaßregel enthalten, bis 
der Papst den Streit der Fürsten gegen den König entschieden habe. Zu 
diesem Zwecke sollte er nach Augsburg eingeladen werden. Hätte Heinrich 
sich in Jahresfrist nicht vom Banne gelöst, so sei er abgesetzt. So riesen 
deutsche Fürsten den Papst zum Richter über ihren König an. Kam der 
Papst nach Deutschland und fällte er ein Urteil, so war er damit über 
den Kaiser gestellt. Heinrich erkannte, daß das unter allen Umständen 
vermieden werden mußte uud daß dazu der einzige Weg sei, sich vom 
Banne zu lösen, müßte er sich auch vor dem Gegner demütigen. Er be¬ 
schloß, sich zum Papste zu begeben. Da die Gegner ihm die näheren 
Alpenpässe verlegt hatten, ging er mit seiner Gemahlin Bertha und einem 
kleinen Gefolge durch Burgund über den Mont Cenis. Es war ein über¬ 
aus harter Winter; die Berge starrten so von Schneemassen und eisigem 
Froste, daß man aus dem schlüpfrigen und steilen Abhange weder zu 
Pferde noch zu Fuß ohne Gefahr herabsteigen konnte. Durch einheimische
	        
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