Object: Lehrbuch der Geographie für die mittleren und oberen Klassen höherer Bildungsanstalten sowie zum Selbststudium

186 Buch VII. Asten. 
die Parallelketten des Sajanskische»i und Taugn ngebirge auf, 
zwischen welchen das Längsthal des oberen Jenisei liegt. Dann folgt 
das Altaigebirge, welches seine zahlreichen Ketten nach allen Seiten, 
nordwärts bis in die Gegend von Tomsk ausschickt. Es ist ein wildes 
Alpenland, dessen Gipfel sich bis zu 10000' erheben. Schon in uralten 
Zeiten sind hier Bergwerke betrieben, die später verlassen, von den Russell 
wieder ausgenommen sind. Außer zahlreichen kleineren Bergwerksorten 
im Innern des Gebirges ist so auch Barnaul am Ob, als Sitz der 
Bergwerksbehörde, mit großen Schmelzwerken, entstanden. Bis vor 
vierzig Jahren etwa wurde Gold und Silber nur durch Bergbau ge- 
wonnen; dann erkannte man das Vorhandensein von Goldsandablage¬ 
rungen im Schutte der hiesigen, wie aller sibirischen Flüsse vom Ural 
bis zur Lena hin. Das war der Anfang der in diesem Jahrhundert 
durch die ferneren Entdeckungen in Kalifornien, Australien, Neu-See- 
land so sehr gesteigerten Goldproduction. In Sibirien werden die Gold¬ 
wäsche von Privaten ausgebeutet, und dadurch ungeheure Reichthümer 
gewonnen, die den sinnlosesten Luxus in den Städten zur Folge habeu. — 
Südlich vom Altai ist zwischen diesem Gebirge und den Anfängen 
des Thianschan eine Lücke in der Umwallung Centralasiens, indem 
hier die Höhen der Dsnngarei sich ganz allmählich gegen die Kir¬ 
gise nste'ppe senken und die aufgesetzten Gebirgszüge von Ost nach West 
streichen, also bequeme Längenthäler zwischen sich frei lassen. Diese Stelle 
ist daher ein großes Völkerthor geworden, durch welches einst die Hun¬ 
nen, später im Ansang des 13ten Jahrh, die Mongolen zur Eroberung 
von Westasien und Osteuropa auszogen, während jetzt die russische Macht 
in umgekehrter Richtung langjam vordringt. Zugleich ist es eine Stelle 
lebhaften Handelsverkehrs. Der Haupthandelsplatz ist die chinesische Stadt 
G uldscha oder Jli am gleichnamigen Flusse. — Die weitere Westgrenze 
wird südlich vom Thianschan durch das mit seinen Gipfeln bis zu 
20000' aufragende Bolordagh (richtiger Belurdagh), dessen 20 Mei¬ 
len breiter Rücken das öde Hochland Pamir ist, als „Weltdach", tote 
die Kirgisen sagen, in ganz Centralasien berühmt. Dennoch ist es tut 
vent Handelsstraßen durchzogenes Gebiet: ja es war lange Zeit hindurch 
die einzige Stelle, durch welche Westasien und Indien sick mit China 
in Verbindung setzten. Aus diesem Wege drangen z. B. von Indien die 
buddhistischen Missionäre in China ein; bis hieher gelangten aus der 
Seidenstraße" römische Kaufleute, um jenes kostbare Product dem Westen 
zuzuführen, und noch jetzt sieht man die Reste des „steinernen 
Tbnrms", eines großen Karawanserai, bei welchem der Waren¬ 
austausch stattfand; denselben Weg beschritten die Nestorianer, nm christ¬ 
liche Gemeinden in Centralasien anzulegen und den Mongolen eine Schnst 
und die ersten Anfänge höherer Civilisation zu bringen, uud ihnen sind 
mlefet muhamedanische Sendboten gefolgt. e 
Sehen wir uns nun das Hochland selber naher an, so erkennen 
wir auf ihm zwei Parallelketten, welche dasselbe in drei Abtheilungen 
-erleaen. Das 350 Meilen lange Küe nlü n, dessen Ostende auch Rau¬ 
sch an heißt, begrenzt das Hochland von Tibet im Norden, die größte
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.