Full text: Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen

152 III. Die sächsischen Kaiser. 
fremd, sie lebten von dem Raube, den sie aus den Nachbarländern 
zusammen schleppten. Ihre Siege errangen sie mehr durch Lift und 
Gewandtheit als durch Tapferkeit. Oft lockten sie den Feind durch 
verstellte Flucht zur Verfolgung, um ihn dann, wenn er seine Glieder 
aufgelöst hatte, zu überfallen und niederzumachen. Wohin sie 
kamen, erweckte ihre wilde Mordlust und ihre Raubgier Furcht und 
Schrecken. 
Schon seit einer Reihe von Jahren hatten die Magyaren Ein- 
fälle ins deutsche Reich gemacht und waren oft bis Thüringen und 
Wetter vorgedrungen. Da glückte es Heinrich, einen ihrer vornehmsten 
Anführer gefangen zu nehme«. Durch Freigebung desselben erlangte 
er für Sachsen und Thüringen einen neunjährigen Waffen- 
stillstand, während welcher Zeit er einen jährlichen Tribut ent- 
richten mußte. Diese Jahre der Ruhe benutzte er, um sein Volk 
fähig zu machen, dem Feinde in nachdrücklicher Weise entgegen zu 
treten. Vor allen Dingen schuf er eine tüchtige Reiterei (zunächst 
wohl nur aus königlichen Vasallen), welche die Sachsen bis dahin 
säst gar nicht aufzuweisen hatten, und die doch durchaus nötig war, 
wollte man die Magyaren mit Erfolg bekämpfen. Um diesen noch 
mehr Hindernisse in den Weg zu legen, umgab er die wenigen vor- 
handenen Städte mit Mauern und gründete neue Burgen (Berge- 
Plätze). Unter den ersteren werden Merseburg und Nordhausen, 
unter den letzteren Quedlinburg und Gandersheim genannt. 
Freilich waren die Deutschen nur schwer zu bewegen, ihr freies 
Leben auf dem Lande gegen ein solches hinter festen Mauern zu 
vertauschen; aber Heinrich wußte sie zu behandeln. Anfänglich 
wurde gelost, und jeder neunte Mann (der herzoglichen Dienstleute?) 
mußte in die Stadt..ziehen, während die übrigen den dritten Teil 
des Ertrages ihrer Äcker in die Vorratshäuser der festen Plätze 
abzuliefern hatten. Bald aber fanden auch andere Gefallen an dem 
Stadtleben, besonders da die Bürger (Burgbewohner) auf mancherlei 
Art begünstigt wurden. Keiner von ihnen durfte leibeigen sein, alle 
größeren Versammlungen mußten in den Städten abgehalten werden, 
Handel und Gewerbe beförderten den Wohlstand der Bewohner, und 
Künste und Wissenschaften schlugen innerhalb der schützenden Mauern 
ihren Sitz auf. 
Um die Tüchtigkeit seines neugeschaffenen Heeres zu prüfen, 
unternahm Heinrich mehrere Kriegszüge gegen die benachbarten 
slavischen Völker, welche die Grenzen durch wiederholte Einfälle 
beunruhigten. Er besiegte die Heveller an der Havel und eroberte 
mitten im Winter ihre Hauptstadt Brandenburg an der Havel; 
er unterwarf die Daleminzier und ließ in ihrem Gebiete die 
Burg Meißen anlegen; er machte die Böhmen zinspflichtig; zuletzt
	        
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