Full text: Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters (Bd. 4)

Kapitel II. Die neue Stellung Italiens. 
2. Das religiöse Verhältnis. 
Die Römer waren zuletzt sämtlich der Glaubensrichtung des Athanasius 
gefolgt. Zu den Germanen aber waren arianische Missionare gekommen. In 
dieser Form war das Christentum den Germanen außerdem etwas verständ¬ 
licher. Als arianische Christen waren sie nun die Herren der Römer. Nun 
haßten die Athanasier oder wie sie sich jetzt nannten die Katholiken*) die 
Arianer aufs grimmigste. Da wo die Germanen arianisch blieben, wie in 
Italien und Nordafrika, wurde der Gegensatz immer schärfer; in den andern 
Ländern sind sie allmählich katholisch geworden. 
3. Politisches Verhältnis. 
Als Sieger rissen die Germanen überall die politischen Rechte an sich. 
Der stolze römische Bürger hatte mit einem Male wenig oder gar nichts zu 
sagen. Aber die Germanen konnten nicht anders als die meisten politischen 
Einrichtungen der Römer bestehen zu lassen und sie vielfach selbst anzunehmen. 
So wurde das eigene politische Leben der Germanen ans römischem Boden 
ein Gemisch von römischer und germanischer Auffassung. So war es im 
germanischen Staat Odoakers. Da herrschte römisches Wesen vor. Anders 
war es im Frankenreich. Da war auch germanischer Einfluß stark zu spüren. 
Besonders wichtig aber wurde der Einfluß der Germanen dadurch, daß 
überall, wo sie herrschten, sich selbständige nationale Eigenart der Völker 
entwickeln konnte. Die Römer dagegen hatten überall die Eingeborenen zu 
Römern nmgeschaffen oder nmschafsen wollen. 
So bekamen die germanischen Staaten am Mittelmeer trotz ihres kurzen 
Bestehens doch eine gewaltige Bedeutung für den weiteren Gang der Welt¬ 
geschichte. 
Kapitel II. Die neue Stellung Italiens. 
§ i. Die 6otenberrfcbaft. 
1. Die Ostgoten in Pannonien. 
Unter dem Namen Goten faßt man die östlichen Germanen, die von der 
Oder bis zur Wolga einst saßen, zusammen. Ihr östlicherer Hauptteil war 
den Hunnen untertan geworden. Nach Attilas Tode haben sie sich aber frei 
gemacht. Als die Westgoten in Spanien schon längst zur Ruhe gekommen 
waren, blickten die Ostgoten immer noch nach einer sicheren neuen Heimat 
ans. So saßen sie an der nördlichen Grenze der Balkanhalbinsel im südlichen 
Pannonien (dem heutigen Ungarn). Alle die vielen kleinen Stamme, aus 
denen diese Ostgoten sich zusammensetzten, waren geeint unter dem Amahnt- 
Die Amaliii!- 
gen. 
*) Katholisch heißt eigentlich allgemein. Die katholische Kirche hieß also die allgemeine, 
christliche Kirche.
	        
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