Full text: Vom Zeitalter der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen (Bd. 5)

Kapitel II. Die Neubelebung des europäischen Geistes im 16. Jahrhundert. 5 
Die Durchführung dieses menschlichen Gedankens stieß auf Widerstand 
bei den europäischen Kolonisten. Ohne Zwang erschien es als unmöglich, 
die Indianer zur Arbeit wie zur Bekehrung zu bringen. Darum wurde das 
Gesetz Jsabellas umgangen. Die Eingeborenen wurden den Kolonisten zuge¬ 
teilt, um von ihnen erzogen und beschützt zu werden. (System der Reparti- 
mientos und Eucomieudas)?) In Wirklichkeit wurden die Indianer dadurch 
Hörige und Sklaven. Nach Jsabellas Tod wurde erlaubt, alle Indianer, 
die bewaffneten Widerstand leisteten, zu Sklaven zu machen. Bald waren 
weite Gebiete entvölkert. 
Gegen diese Greuel traten energisch Zuerst die Dominikaner auf, die sich 
hier ein Verdienst erwarben. Bartholome de las Casas ist der bekannteste DciasCasas. 
Vorkämpfer für die Freiheit der Indianer gewesen. Seine Gegner waren 
besonders die Franziskaner. Bald aber gingen die Jnselkolonien von bloßen 
Handelskolonien oder auch Goldwäschereieu zu Plantagenkolonien über, als M°ntagen- 
man das Zuckerrohr zu bauen angefangen hatte. Um einen festen, kräftigen 
Arbeiterstand zu haben, führte man Negersklaven von Afrika her ein. Nach 
heftigen Kämpfen ist 1530 fchon die Sklaverei der Indianer aufgehoben 
worden. Bestehen blieb aber die Sklaverei in dem portugiesischen Kolonial- Negcrsklav-n. 
gebiet, also Brasilien. 
Überall, wohin die Spanier kamen, wurden die Indianer bekehrt. Ver¬ 
dienst der Missionare ist, Überlieferung von der Sprache und den Sitten der 
Indianer erhalten zu haben. 
Ein merkwürdiger Missionsstaat war der Jesuitenstaat Paraguay, 
der ein patriarchalisches Gemeinschaftsleben bildete. Privateigentum war so 
gut wie gar nicht vorhanden. Als der Jesuitenorden aufgehoben wurde, ging 
dieser Friedensstaat auch zugrunde. 
Kapitel II. 
Die rteubelebimg des europäischen Geistes im *6. Jahrhundert. 
§ i. Italien. 
Während der Gesichtskreis des europäischen Menschen durch die Ent¬ 
deckungen sehr erweitert wurde, war in Italien dem Menschen Verständnis für 
die Natur ausgegangen. Man hatte ganz anders sehen und hören gelernt als 
bisher. Das zeigte sich besonders deutlich in der Kunst des 16. Jahrhunderts. 
In der Baukunst achtete man wieder daraus, daß der Stein als etwas 
Schweres, Hartes sichtbar werde. In der Gotik hatte man diesen Eindruck 
gar nicht mehr gehabt. Deshalb wurde jetzt dem Italiener der gotische Stil 
widerwärtig. Er baut jetzt vom 15. Jahrhundert ab den Kuppelbau und 
schafft große, breite Seitenwände an Kirchen und Palästen. In der Malerei 
lernte man neue Farben, naturwahre Darstellung, die Perspektive. 
*) Nach den Verben repartir — zuteilen und encomendar = einem Schutz unterstellen.
	        
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