Object: Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) (2)

— 38 — 
aufgerieben, daß keiner oder doch nur sehr wenige entkamen. Aber nicht 
ganz unblutig war der Sieg über ein so wildes Volk. 
Der Herzog Konrad nämlich, welcher tapfer kämpfte, geriet durch 
das Feuer seines Geistes und die Sonnenhitze, welche an diesem Tage 
überaus heftig war, in kochende Glut, und während er die Bänder (des 
Helmes) löst und Luft schöpft, fällt er, von einem Pfeile von vorn durch 
die Kehle getroffen. Sein Körper wurde auf des Königs Befehl ehren¬ 
voll aufgenommen und nach Worms geführt; und hier wurde dieser Mann, 
groß und ruhmvoll durch jegliche Tüchtigkeit der Seele wie des Körpers, 
begraben unter den Tränen und Klagen aller Franken. 
Drei Herzöge des Ungarnvolkes wurden gefangen, vor Herzog Hein¬ 
rich geführt und starben zur Strafe schrecklichen Tod, wie sie es-verdient; 
durch den Strang nämlich endeten sie. 
Glorreich durch den herrlichen Triumph, wurde der König von seinem 
Heere als Vater des Vaterlandes und Imperator begrüßt. Nachdem er 
daraus dem höchsten Gott Lobgesänge in allen Kirchen angeordnet und das¬ 
selbe durch Boten seiner ehrwürdigen Mutter aufgetragen, kehrte er unter 
Jubel und höchster Freude als Sieger nach Sachsen zurück. Denn eines 
solchen Sieges hatte sich keiner der Könige vor ihm in 200 Jahren 
erfreut. i) 
25. Aus dem Gesandtschaftsberichte Liudprands von Cremona. 968. 
Der Bischof Liudprand von Cremona, Langobarde von Geburt, wurde im I. 
968 von Otto b. Gr. an ben Hof von Konstantinopel geschickt als Braute 
Werber um bie Hanb ber Prinzessin Theophano?) für bes Kaisers Sohn 
Otto (II.). Er erreichte sein Ziel zunächst nicht, mußte vielmehr von seiteir 
des stolzen Hofes allerlei Kränkungen unb Unbilben über sich ergehen lassen. 
Darüber erbost schrieb er einen kulturgeschichtlich interessanten, teilweise köst¬ 
lichen Bericht an seinen Kaiser, betn bie folgcnben Stellen entnommen finb 
(nach Eiesebrecht, Gesch. ber beutschen Kaiserzeit, I, S. 523 ff,). 
— Am 4. Juni kamen wir zu Konstantinopel vor dem goldenen 
Tore an und mußten dort mit unsern Pferden unter strömendem Regen 
bis zur elften Stunde warten. Erst um die elfte Stunde ließ uns Nice- 
phorns 3) und zwar zu Fuß einziehen; denn er meinte, daß wir, obschorb 
durch Eure Milde so reich geschmückt, nicht würdig seien, zu Pferde un¬ 
sern Einzug zu halten. Wir wurden darauf in einen sehr großen Marmor¬ 
palast geführt, der aber verfallen war und der Witterung so offen stand, 
daß wir weder vor Hitze noch vor Frost geschützt waren. Bewaffnete 
Wächter umstellten uns, die meinen Begleitern den Ausgang, allen andern 
den Zutritt verwehrten. Wir waren allein in diesem Hause, von aller 
J) Wibukinb scheint an einen Vergleich mit ber Araberschlacht bei Poi- 
tiers, 732 (Karl Martell), zu benfen. 
Q) Tochter bes Kaisers Romanus II., geb. 960. Die Ehe kam erst 972 
zu Stanbe. 
3) Nicephorus II., Phokas, Nachfolger Romanus' II., ein Kappabozier, 
reg. seit 963. Er würbe auf Anstiften seiner Gemahlin Theophano, ber Witwe 
seines Vorgängers unb Mutter ber obengenannten Prinzessin, 969 ermotbet
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.