Full text: Vom Zeitalter der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen (Bd. 5)

Kapitel V. Die Ausbreitung der Reformation. 19 
die Mohammedaner weiterführten. Als aber die Türken in Ungarn ein¬ 
brachen, trat ihnen der junge König Ludwig II. entgegen, verlor aber bei 
Mohacs Schlacht und Leben. Da Ludwig kinderlos war, machte Erzherzog 
Ferdinand als Schwager Ludwigs (er hatte dessen Schwester Anna zur 
Frau) Anspruch aus Ungarn und Böhmen. Obwohl eine Gegenpartei einen 
Gegenkönig wählte (den Johann Zapolja), wurde Ferdinand in der alten 
ungarischen Krönungsstadt Stuhlweißenbnrg gekrönt. So kam Ungarn ^Schlacht 
dauernd an das Hans Habsbnrg. Zunächst freilich kam das weite nov Mohacs. 
Land in die Gewalt der Türken. Suleiman der Prächtige erschien sogar 
vor Wien 1529. Ganz Deutschland erschrak. Luther forderte iu einer 
Flugschrift „Wider deu Türken" fofort zur Erhebung gegen den Erbfeind 
auf. Das große Reichsheer, das wirklich diesmal znfammenkam, bestand 
meist aus lutherischen Kriegern. Doch es traf die Türken nicht mehr. Wien 
hatte sich heldenmütig gewehrt, Snleiman war abgezogen. 
§ 3. Die deutschen fürsten und der Kaiser. 
Während dieses reich bewegten Jahrzehntes hat die deutsche Fürstengewalt 
sich außerordentlich befestigt. Die Ritter- und die Bauernbewegung war durch 
sie niedergeschlagen worden. Die Annahme des römischen Rechts machte die 
Fürsten zu absoluten Machthabern, während die Stände rechtloser wurden. 
Nun aber bekam das Fürstentum eine erhöhte Gewalt. Luther lehrte, 
daß alle Obrigkeit vou Gott sei und machte damit den Staat unabhängig 
von der Gewalt der Kirche. Judem die Landesfürsten anch die kirchliche Begründung 
Reformation in ihre Hände nahmen und sich zu Luthers Standpunkt nrchm"ums! 
bekannten, wuchs ihre Macht noch mehr. Luther schrieb seine Katechismen, Luthers 
damit die Geistlichen selbst festen Halt au der neuen Lehre hätten. Um die 'atcd,^me"‘ 
Kirchenordnungen machte sich Luthers pommerscher Freund Bnaenhaqen 
besonders verdient. 
Als der Kaiser 1526 nach dem Madrider Frieden versucht hatte, das 
Wormser Edikt durchzuführen und die katholischen Fürsten ihm dazu behilflich 
sein wollten, traten die lutherischen zu einem Bunde zusammen (Torgauer 
Bund). Und als 1529 der Kaiser tatsächlich auf dem 2. Reichstag zu 
Speyer dem Fortgang der Reformation Einhalt gebieten wollte, protestierten die 
evangelischen Fürsten und Städte gegen den Beschluß der Reichstagsmehrheit. 
Reich diesem Protest bekamen die Evangelischen den Namen Protestanten. 
Kapitel V. Die Ausbreitung der Reformation. 
§ Das fortschreiten der Reformation in Deutschland und in 
der Schweif. 
1. Die Reformation in Deutschland. 
Die ersten deutschen Fürsten, die sich zu Beschützern der Lehre Luthers 
auswarfen und sich dann selbst zu ihr bekannten, waren Kurfürst Friedrich
	        
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