Karl I. hin¬
gerichtet
1649.
Navigations¬
akte 1651.
66 Kapitel XII. Die neue Weltlage.
vereinigt. Er zuerst nannte sich König von Großbritannien. Elisabeth hatte
ihn selbst zum Nachfolger bestimmt. Er war eher ein Gelehrter als ein
Herrscher. Mit persönlichem Ehrgeiz verband sich persönliche Schwäche. Um
nach beiden Seiten hin als unparteiisch zu erscheinen, verfolgte er sowohl die
Katholiken wie die Puritaner. Seine absolutistische Neigung brachte ihn mit
dem Parlament in Konflikt, das jetzt erfüllt von Tatkraft und Unternehmungs¬
geist die wirkliche Vertretung des englischen Volkes geworden war. Das
Parlament bewilligte die Zölle nur auf ein Jahr statt auf die ganze
Regierungszeit (Psnnd- und Tonnengeld). Dieser Kampf zwischen Krone
und Volk wurde noch heftiger unter Jakobs Nachfolger Karl, besonders, als
dieser katholische Neigungen offenbarte. Der König war mit der katholifchen
Prinzessin Henriette von Frankreich vermählt. Als Karl gar die kirchliche
Freiheit in Schottland bedrohte, erhoben sich die Schotten mit Waffengewalt.
Das englische Parlament, das der König neu einberufen hatte, machte
Gemeinschaft mit den Empörern. Nach anfänglichen Siegen wurde der König
geschlagen und endlich Gefangener der Schotten, die ihn dem Parlamentsheer
auslieferten. In diesem hatte Oliver Eromwell, der Führer der soge¬
nannten Independenten (Unabhängigen), welche die strengste Richtung der
Puritaner bildeten, zuletzt die tatsächliche Leituug au sich gerissen. Trotz
mannigfachen Widerspruchs machte er sich zum Herrn von England und
setzte endlich 1649 gar die Hinrichtung des Königs durch. Aus dem „langen"
Parlament (weil es lange bestand), wurde von Eromwell ein Rumpfparlament
gemacht, iudem er es auflöste und einen Rest behielt.
2. England unter Eromwell.
Jetzt erst, nach Vernichtung des Stnartschen Königshauses, schien der
Besitz der idealen Güter, der Religion und Volksfreiheit, gesichert. Freilich
war der Hüter der Volksfreiheit, der Diktator Eromwell, ein härterer Tyrann
und Herrscher als alle rechtmäßigen Könige vor ihm. Aber ihm gelang es,
die Kraft und das Interesse des Volkes auf die wirtschaftlichen Güter zu
lenken. England trat in Handelswettbewerb mit Holland, und Eromwell
suchte die Entscheidung über die Vorherrschaft in den britischen Gewässern
durch die Waffen herbeizuführen.
Er gab die Navigationsakte 1651. Diese Schiffahrtsakte war eine
Zusammenfassung und Erweiterung aller Schutzzolleinrichtungen und wurde
die wirtschaftliche Unabhängigkeitserkläruug Englands. Die Hauptpunkte
waren: 1. Außereuropäische Produkte dürfen nur auf englischen Schiffen ein¬
geführt werden. 2. Europäische Waren dürfen nur auf Schiffen des produ¬
zierenden Landes selbst oder auf englischen eingeführt werden. Zwischenhandel
also ist ausgeschlossen. 3. Die Küstenschiffahrt gehört den englischen Schiffen.
Die Folge war, daß die Holländer den Krieg erklärten. Da sie aber einen
weit verbreiteten Handel hatten, so konnten sie von den Engländern an vielen