Full text: [H. 3, Teil 1] (H. 3, Teil 1)

Die Ungarn in St. Gallen. 
ein fester Platz errichtet . . . Schleunig wurde alles, was notwendig 
fein konnte, zusammengeführt. . . . Line schnell errichtete Kapelle 
wurde zürn Sethaus, in welches die Kreuze und die Kapseln mit den 
Totenverzeichnissen gebracht wurden, nicht minder auch fast der 
ganze Kirchenschatz (Gold, Silber, Gewänder verschiedener Art) 
außer den auf den Gestellen stehenden Büchern. Diese schickte der 
Abt nach Reichenau. . . . Die Greise mit den Knaben gab er (unter 
Aussicht) nach der Wasserburg (Klosterbesitz am nördlichen Ufer des 
Bodensees), welche er mit den Hörigen, die jenseits des Sees 
waren, sorgfältig verwahrte. (Er befahl ihnen, auch Lebensrnittel 
dorthin mitzunehmen, damit sie nämlich häufiger auf den Schiffen 
weilen könnten. 
Späher gingen bei Tag und Nacht durch die ihnen bekannte 
Gegend, um die Ankunft der Feinde den Brüdern zu melden, 
welche nicht glauben wollten, daß der Hl. Gallus jemals von den 
Barbaren angegriffen werden könne. )ndem auch Lngilbert selbst 
solchen beistimmte, brachte er beinahe zu spät die wertvollsten Stücke 
des HI. Gallus an den festen Platz . . . Die Feinde kamen nämlich 
nicht auf einmal, sondern scharenweise griffen sie, weil niemand 
widerstand leistete, Städte und Dörfer an und brannten sie nach 
der Plünderung nieder und so kamen sie unvorhergesehen . . . über 
die Ungerüsteten. Zuweilen hielten sie sich auch in Wäldern zu 
Hunderten oder in geringer Zahl verborgen und brachen dann her* 
vor; der Hauch jedoch und der von den Feuern gerötete Himmel 
gaben bekannt, wo die einzelnen Haufen waren. 
„Darauf kam einer aus dem Gesinde auf der Flucht daher¬ 
gesprengt, er war den verfolgenden Heiden durch die^ Schnelligkeit 
feines Pferdes entkommen. Da noch viele im Tale und in den Hüt¬ 
ten und an verschiedenen Orten standen, rief er laut: „Fliehet, ihr 
Unglücklichen, fliehet! Schon sind die da, an deren Ankunft ihr 
nicht glauben wolltet!" Auch der alte Mönch Hitto befand sich noch 
in der Kirche des hl. Magnus, weil er der Aufseher der Kirche war, 
- - - endlich entfloh er mit feinen zwei Dienern in den nächsten . 
Wald."') 11 
<£s befand sich aber damals im Kloster ein sehr einfältiger 
und närrischer Bruder namens Heribald, dessen Worte und Taten 
oft belacht wurden. Als einige von den Brüdern, die zu dem festen 
platze aufbrachen, schreckensvoll sagten, daß auch er fliehen möge, 
sprach er: „Führwahr, fliehen möge, wer da will; ich werde gewiß 
nirgends hinfliehen, weil mir der Kämmerer in diesem )ahre 
fein Leder zu den Schuhen gegeben hat." . . . Und so erwartete 
') fjartmanns Leben der wiborada XXVIII.
	        
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