Die Ungarn in St. Gallen.
ein fester Platz errichtet . . . Schleunig wurde alles, was notwendig
fein konnte, zusammengeführt. . . . Line schnell errichtete Kapelle
wurde zürn Sethaus, in welches die Kreuze und die Kapseln mit den
Totenverzeichnissen gebracht wurden, nicht minder auch fast der
ganze Kirchenschatz (Gold, Silber, Gewänder verschiedener Art)
außer den auf den Gestellen stehenden Büchern. Diese schickte der
Abt nach Reichenau. . . . Die Greise mit den Knaben gab er (unter
Aussicht) nach der Wasserburg (Klosterbesitz am nördlichen Ufer des
Bodensees), welche er mit den Hörigen, die jenseits des Sees
waren, sorgfältig verwahrte. (Er befahl ihnen, auch Lebensrnittel
dorthin mitzunehmen, damit sie nämlich häufiger auf den Schiffen
weilen könnten.
Späher gingen bei Tag und Nacht durch die ihnen bekannte
Gegend, um die Ankunft der Feinde den Brüdern zu melden,
welche nicht glauben wollten, daß der Hl. Gallus jemals von den
Barbaren angegriffen werden könne. )ndem auch Lngilbert selbst
solchen beistimmte, brachte er beinahe zu spät die wertvollsten Stücke
des HI. Gallus an den festen Platz . . . Die Feinde kamen nämlich
nicht auf einmal, sondern scharenweise griffen sie, weil niemand
widerstand leistete, Städte und Dörfer an und brannten sie nach
der Plünderung nieder und so kamen sie unvorhergesehen . . . über
die Ungerüsteten. Zuweilen hielten sie sich auch in Wäldern zu
Hunderten oder in geringer Zahl verborgen und brachen dann her*
vor; der Hauch jedoch und der von den Feuern gerötete Himmel
gaben bekannt, wo die einzelnen Haufen waren.
„Darauf kam einer aus dem Gesinde auf der Flucht daher¬
gesprengt, er war den verfolgenden Heiden durch die^ Schnelligkeit
feines Pferdes entkommen. Da noch viele im Tale und in den Hüt¬
ten und an verschiedenen Orten standen, rief er laut: „Fliehet, ihr
Unglücklichen, fliehet! Schon sind die da, an deren Ankunft ihr
nicht glauben wolltet!" Auch der alte Mönch Hitto befand sich noch
in der Kirche des hl. Magnus, weil er der Aufseher der Kirche war,
- - - endlich entfloh er mit feinen zwei Dienern in den nächsten .
Wald."') 11
<£s befand sich aber damals im Kloster ein sehr einfältiger
und närrischer Bruder namens Heribald, dessen Worte und Taten
oft belacht wurden. Als einige von den Brüdern, die zu dem festen
platze aufbrachen, schreckensvoll sagten, daß auch er fliehen möge,
sprach er: „Führwahr, fliehen möge, wer da will; ich werde gewiß
nirgends hinfliehen, weil mir der Kämmerer in diesem )ahre
fein Leder zu den Schuhen gegeben hat." . . . Und so erwartete
') fjartmanns Leben der wiborada XXVIII.