Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit (Teil 1 = Klasse 5)

1. Der Dreißigjährige Krieg. 
Überall in unserm Vaterlande gibt es Burgruinen, z. B. am 
Harz, in Thüringen, am Rhein; oder man erzählt sich von unter¬ 
gegangenen Dörfern und zerstörten Städten: diese Verwüstungen 
stammen fast alle von einem Kriege her, der dreißig Jahre gedauert 
hat und daher der Dreißigjährige Krieg genannt wird. 
1. Die Soldaten. Es sind schon beinahe 300 Jahre her, als 
der Dreißigjährige Krieg war. Wilde Kriegsvölker zogen damals 
durch unser Land. Aus allen Ländern Europas stammten sie: aus 
der Schweiz, aus Spanien, Italien, Frankreich, Ungarn, Schweden. 
Sie wurden angeworben und bekamen einen bestimmten Lohn oder 
Sold, daher hießen sie Söldner. Der Kriegsdienst war ihnen ein 
Handwerk; wer ihnen am meisten bot oder unter wem sie am meisten 
plündern dursten, dem dienten sie. Bald waren sie bei diesem Herrn, 
bald bei einem andern. Sie kämpften daher auch nicht ans Liebe zum 
Vaterland, sondern aus Beute- und Gewinnsucht. Heimat und Vater¬ 
land kannten sie nicht. — Dem eigentlichen Heere folgten die Weiber 
und Kinder der Soldaten; denn der damalige Krieger, der heimatlos 
von einem Lande ins andere zog, hatte seine Familie bei sich. Die 
Frau kochte, nähte und wusch für ihn, beim Marsch trug sie die kleineren 
Kinder, Betten, Hausrat und Beutestücke in Körben und Bündeln auf 
dem Kopfe oder dem Rücken mit sich. Dieser Troß des Heeres 
war gewöhnlich zwei- bis dreimal so groß als das Heer selbst. 
2. Eine Plünderung. Ein Heerhaufen nähert sich einem Dorfe. 
Voran reitet der Hauptmann, ihm folgen die Soldaten. Lärmend 
kommen sie näher. Halbwüchsige Burschen laufen nebenher. Weiber 
mit Kindern und allerlei Bündeln auf dem Rücken folgen. Während 
diese vor dem Dorfe sich lagern, dringen die Soldaten in das erste 
Gehöft des Dorfes ein. Der Bauer und feine Frau laufen ans einer 
Hinterpforte in das Feld hinaus, sie werden aber von einigen Soldaten 
unter Schlagen und Fluchen zurückgebracht. Unterdes haben die andern 
die verschlossenen Türen mit Gewalt ausgestoßen, Kisten und Kasten 
eingeschlagen und durchsucht. Alles, was sie brauchen können, nehmen 
sie mit: Speck und Wurst, Hühner und Eier, Betten und Kleider. 
Der Bauer soll auch sein Geld herausgeben; da er aber nichts hat, 
kann er nichts herbeischaffen. Die Soldaten meinen aber, er habe es 
versteckt. Sie binden ihm die Hände auf dem Rücken und die Füße 
zusammen, werfen ihn auf den Düngerhaufen und gießen ihm Mist- 
jauche in den Mund. Auch seine Frau binden sie, legen ihr einen 
Strick um den Kopf und drehen ihn fo fest zu, daß die Augen hervor-
	        
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