Full text: Geschichte für sächsische Schulen

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Bockolt, gewöhnlich Johann von Leyden genannt. Dieser gab sich für einen 
Propheten aus. Sein Anhang vermehrte sich von Tag zu Tag. Schln ß'ich er¬ 
richtete er in Münster ein Königreich Zion und kündigte sich als dessen König an. 
Er führte die Vielweiberei ein und' ließ durch seinen Scharfrichter Knipperdolling 
viele Unschuldige hinrichten. 
Bald aber erschien der Bischof von Münster mit einem Heere und schloß die 
Stadt ein, die binnen kurzem ausgehungert war und sich ergeben mußte. Johann 
von Leyden wurde gefmtgeu und ein Jahr lang in mehreren Städten zur 
Schau ausgestellt, dann aber auf dem Marktplatze in Münster grausam hin¬ 
gerichtet. 
6. Zwingli und Calvin* 
Fast gleichzeitig mit Luther trat auch in der Schweiz ein Reformator auf: Huld- 
reich Zwingli, Pfarrer in Zürich. Wie Tetzel in Deutschland, so trieb damals der 
Mönch Samson in der Schweiz den Ablaßhandel in der unverschämtesten Weise. Das 
gab Zwingli Veranlassung (1519), öffentlich gegen Ablaß und Fegefeuer, gegen die welt¬ 
liche Macht des Papstes und den Reichtum der Geistlichkeit aufzutreten. Zwingli schöpfte 
wie Luther alle seine Erkenntnis nur aus der Bibel selbst und stimmte auch in den 
meisten Punkten mit ihm überein. In der Lehre vom Abendmahl wichen jedoch die 
beiden Reformatoren voneinander ab. Während Luther behauptete, es müsse heißen: 
„Das ist mein Leib", meinte Zwingli, es sei richtiger zu sagen: „Das bedeutet den 
1529 Leib." Auf Wuusch Philipps von Hessen kamen Luther und Zwiugli in Marburg (1529) 
zusammen, um sich über diesen Punkt zu einigen; aber jeder blieb bei seiner Meinung. — 
Die Lehre Zwinglis breitete sich in der Schweiz immer mehr aus. Die Kantone Schwyz, 
Uri, Unterwalden, Luzern und Zug aber widersetzten sich der neuen Lehre und ver¬ 
braunten sogar einige Prediger der zwinglischen Lehre. Bald entstand ein blutiger Kampf 
zwischen den reformierten und katholischen Kantonen. Bei Kappel kam es zur Schlacht. 
Die Züricher'erlitten eine Niederlage, und Zwingli selbst, der das Banner der Stadt 
trug, wurde erschlagen. (1531.) In dem bald darauf folgenden Frieden wurde festgesetzt, 
daß es jedem Kanton freistehe, feine kirchlichen Angelegenheiten selbst 
zu ordnen. — Später setzte Johann Calvin in Genf das Werk Zwinglis fort. 
Seine und Zwinglis Anhänger nennt man Reformierte, während die Anhänger 
Luthers Lutheraner genannt werden. Die Hauptbekenntnisschrift der Reformierten 
ist der Heidelberger Katechismus. 
7* Karl V\ (15^—1556) und der ScbmalhaldiTcbe Krieg. (1547*) 
1. Stellung zur Reformation. Nach den: Tode Maximilians wurde sein 
Enkel Karl, Körticj von Spanien, zum Kaiser von Deutschland gewählt. Er 
war der mächtigste Fürst seiuer Zeit, uud in seinem weiten Reiche, das sich 
auch über eiueu großen Teil Südamerikas erstreckte, ging, wie er selbst sagte, die 
Sonne nicht unter. Als eifriger Anhänger der katholischen Kirche erklärte er den 
1521 deutschen Fürsten auf dem Reichstage zu Worms (S. 82), daß er entschlossen 
sei, alle seine Reiche, Freuude, Leib und Leben dahin zu verwenden, daß der 
deutschen Nation die katholische Religion erhalten werde. Weg'en seiuer Kriege 
mit Frankreich konnte sich der Kaiser jedoch nicht viel um den Fortgang der 
Reformation kümmern. 
2. Reichstag zu Speier. Augsburgijche Konfession. Als die Reformation 
1529 aber immer weiter imt sich griff, hielt er 1529 zu Speyer einen Reichstag ab,
	        
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