Full text: Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

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Das Zeitalter Ludwigs XIV. 
Pfalz war kinderlos gestorben. Seine Schwester Elisabeth Char¬ 
lotte (Liselotte) war mit Ludwigs Bruder, dem Herzog von Or¬ 
leans, vermählt. Im Namen ihres Gemahls, aber gegen ihren Willen, 
erhob Ludwig Ansprüche aus die Pfalz. 
* *Auf die Nachricht von der ersten Eroberung Belgrads erließ 
Ludwig XIV. die Kriegserklärung gegen den Kaiser, dessen Macht 
bedrohlich anwuchs. ,,La foiblesse de l’Empereur faisoit la grandeur 
de la France“, schrieb ein aufrichtiger französischer Zeitgenosse. 
Karl Ludwigs Sohn, Kurfürst Karl, war der letzte Sprößling 
des Hauses Pfalz-Simmern gewesen. Das Land fiel mit der Kur 
an die katholische Linie Pfalz-Neuburg. Nun erhob Ludwig für 
Liselottens Gemahl Ansprüche auf die Allodialgüter, den Eigen¬ 
besitz des verstorbenen Kurfürsten. Zugleich erwirkte er die Besetzung 
des Kölner Kurstuhls durch einen von ihm abhängigen Straßburger 
Domherrn, dessen Wahl der Papst verwarf; ferner verlangte er, daß 
der Kaiser die „Reunionen" endgültig anerkenne. 
Kaiser Leopold blieb fest und entschloß sich, zwei große Kriege 
zu gleicher Zeit auf sich zu nehmen. Diesmal aber trat kein Reichs- 
□ fürst auf Frankreichs Seite. Der Reichskrieg wurde beschlossen.^ 
Schon hatten die Franzosen ohne Kampf die Pfälzer Städte am 
Rhein besetzt und damit den Pfälzer Krieg begonnen. Auch 
auf der rechten Seite des Rheins stießen sie auf wenig Widerstand, 
weil die deutschen Streitkräfte fast alle in Ungarn standen. Sengend 
und brennend streiften sie bis in die Gegend von Stuttgart und Ulm. 
2. Im nämlichen Jahre wurde Wilhelm III. an Stelle seines 
Schwiegervaters Jakob II. König von England. 
* O Karls II. Bruder Jakob II. war katholisch geworden; immer 
deutlicher trat sein Streben zutage, seiner Kirche die Herrschaft über 
Großbritannien und Irland wieder zu verschaffen. Darum vertrieben 
ihn die Engländer und riefen seinen Schwiegersohn Wilhelm III. von 
Oranien herbei. Während der Nachfolger des Großen Kürfürsten 
ihm mit seinem Heer den Rücken deckte, fuhr der Oranier nach Eng¬ 
land hinüber wie einst Wilhelm der Eroberer; die Flagge seines 
Admiralschiffes hatte die Inschrift: Pro religione protestante, pro 
libero parlamento. Mehr als je erblickte er seine Lebensaufgabe in 
□ dem Kampfe gegen die unersättliche Herrschsucht des Franzosenkönigs. □ 
Als Oberhaupt beider „Seemächte" (England und Holland) trat 
Wilhelm III. mit seinem Vetter, dem Kurfürsten Friedrich III. von
	        
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