Full text: Die Weltgeschichte in zusammenhängender Darstellung für Schule und Haus

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I. Gottheiten. 
Göll, Dr. H., Illustrierte Mythologie. Leipzig 1879. O. Spamer. 
Die Griechen verehrten viele Götter, so viele, daß sie sich jede Quelle, 
jeden Baum, jeden Berg von einem göttlichen Wesen bewohnt dachten. Sie 
glaubten, daß die Götter sich in die Weltherrschaft teilten. Eine große Götter¬ 
familie beherrschte das Meer und die Flüsse, eine andere die Erde, eine dritte 
die finstere Unterwelt, eine vierte aber, die vornehmste, war die der himm¬ 
lischen Götter. Sie bestand aus 12 Gottheiten mit Zeus, dem Gewaltigen, 
an der Spitze und wohnte auf dem Olymp in Thessalien, wo der kunstfertige 
Feuergott Hephästos allen goldene Paläste erbaut hatte. 
Zeus, der König und Vater der Götter und der Menschen, war der 
Beherrscher des Himmels und der Erde, der höchste unter den Göttern, doch 
war er wie diese uud die Menschen dem Schicksal unterworfen. Als Gott 
des Himmels war Zeus in der Regel heiter und mild, wie die klare blaue 
Himmelsluft, aber wenn er zürnte, konnte er furchtbar fein, wie ein 
schweres Gewitter. Dann schüttelte er seinen Schild, die quasteuumbordete, 
zottige Ägis, welche weithin leuchtete uud die Herzen der Menschen mit 
Schrecken erfüllte, wie die weißen Gewitterwolken, die sich am dunklen Himmel 
auftürmen. Auf seinem Schoße lagen die Blitze, mit denen er seine Feinde 
in deu innersten Grund der Erde hinabschmetterte. Darum wird er auch der 
„Herrscher im Donnergewölk", der „Donnerfrohe", der „Wolkenverfammler" 
genannt. Ihm, dem Himmelsgotte, zu Füßen faß der Adler, weil dieser am 
höchsten in den Luftraum hinaufdringt. Aber Zeus ist nicht nur der „Donnernde", 
der Gott des bewölkten und unbewölkten Himmels, sondern auch der erhabene 
Richter über die Thaten der Menschen, der Lenker der Staaten, der Schirm¬ 
herr der Ordnung und des Rechtes. Den Meineidigen straft er furchtbar, 
aber den ungerecht Verfolgten nimmt er in Schutz. Zeus ist der starke Gott. 
Wenn eiue goldene Kette am Himmel befestigt würde und sich daran alle Götter 
und Göttinnen hingen, so wären sie doch nicht im stände, ihn von seinem Throne 
herabzustürzen, wohl aber würde er mit Leichtigkeit sie sämtlich zu sich hinauf¬ 
ziehen. Deshalb hat er auch Wohlgefallen an Leibesstärke und kriegerischer 
Tapferkeit. Ihm zu Ehren veranstalteten die Griechen Wettkämpfe zu Olympia 
in Elis, sowie an anderen Orten, und die Eiche, der stärkste der Bäume, war 
ihm heilig. Es entsprach ganz dem Wesen dieses höchsten Gottes, daß man 
ihn überall verehrte. Man hatte ihm prächtige Tempel gebaut, z. B. in 
Athen, in Olympia, in Dodöna in Epirus, hier neben einer heiligen Eiche, 
der man die Kraft der Weissagung zuschrieb. Solch ein griechischer Tempel 
war ein gar schönes Bauwerk: einfach, feierlich und von einer heiteren Ruhe 
gleichsam umflossen. Er stand gewöhnlich mitten auf einem freien Platze, der 
durch eine Mauer von dem Treiben der Welt abgeschlossen war. In diesem 
umfriedeten Raume erhob er sich auf einem steinernen Unterbau, und breite 
Stufen führten hinauf. Rings um das strahlende Haus zog sich ein Gang 
von schön gezierten, schlang aufstrebenden und weithin glänzenden Marmor¬ 
säulen. Auf diesen ruhte majestätisch das sich schräg herabsenkende Dach. 
Überall, wo es sich thun ließ, waren erhabene Steinfiguren oder Gemälde
	        
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