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Weise die Oberkleider ablegten und mit nackter Brust dem Feinde entgegen¬
traten, lange Säbel. Auch er hatte an beiden Seiten des Fußvolks die Reiter
aufgestellt, links die schweren spanischen und gallischen, rechts die raschen
Numidier. Früh am Morgen begann die Schlacht. Es war Sitte bei den
Römern, daß leichte, vor die Hauptfront vorgeschobene Truppen zu Fuß die
Schlacht eröffneten. Sie schleuderten ihre Wurfspieße gegen den Feind und
zogen sich dann durch die bereitgehaltenen Lücken des schweren Fußvolkes hinter
die Linien zurück. Sobald dies geschehen war, warf sich die schwere karthagische
Reiterei mit aller Wucht auf die gegenüberstehende römische, drängte sie aus¬
einander und richtete in ihren aufgelösten Reihen ein furchtbares Blutbad an.
Dann erschien sie plötzlich im Rücken des römischen Fußvolkes, fast zu der¬
selben Zeit als die Numidier an dein andern Flügel siegreich vorwärts stürmten.
Nun erst griff Hannibal mit seinem Fußvolke das Centrum der Römer an.
Es entstand ein furchtbares Ringen. Die kolossale Heeresmasse von 6 Doppel¬
legionen wurde immer dichter zusammengedrängt, wie ein ungeheurer Knäuel
schob sie sich vorwärts, und fast hatte sie das karthagische Centrum durch¬
brochen, als sie von dem libyschen Fußvolke in der Flanke gesaßt und allmählich
ganz umzingelt wurde. Es war keine Schlacht mehr, sondern ein schreckliches
Gemetzel. Tie Römer standen so zusammengepfercht, daß sie die Arme nicht
zum Schlage erheben konnten. Mit wilder Wut sprengte die schwere spanische
Reiterei auf den Menschenknäuel ein, während dieser, Mann an Mann gepreßt,
von dem Fußvolke niedergemacht wurde. Erst als die eine Hälfte des stolzen
konsularischen Doppelheeres gefallen war, konnte sich die andere in Flucht auf¬
lösen. Nach allen Richtungen hin liefen die Verzweifelnden anseinander, ver¬
folgt von der feindlichen Reiterei, die noch viele tötete oder gefangen nahm.
Der Konsul Ämilins Paullus war gefallen, auch Miuueius und Servilius
waren tot. Die 10 000 im Lager Zurückgebliebenen traf kein besseres Schicksal.
Vergebens hatten sie das karthagische Lager zu stürmen versucht, in ihre Ver¬
schanzungen zurückgetrieben, mußten sie sich ergeben. Der Verlust der Römer
war ungeheuer, allein 80 Senatoren lagen unter den Toten aus dem Schlacht¬
felde, kaum ein Drittel des Heeres war entkommen.
Als die Schreckenskunde von dieser Niederlage sich in Rom verbreitete,
erwartete man nichts anderes, als daß Hannibal vor den Thoren der Stadt
erscheinen werde. Der Rns „Hannibal est ante portas“ wurde das entsetz¬
liche Wort, das jedermann zu hören meinte, das in aller Ohren klang, ehe es
ausgesprochen wurde, von dem die Existenz des Staates abzuhängen schien.
Das Volk war geneigt, die Heimat auszugeben, wie nach der Schlacht an der
Allia. Aber der Senat wankte nicht. Er ließ die Thore schließen und be¬
wachen, damit niemand entfliehen könne, von Osten her wurden 1500 See¬
soldaten in die Stadt gezogen, Marens Claudius Marcellus, ein bewährter
Kriegsmann, der damals eine Flotte nach Sicilien führen follte, wurde nach
Canusium geschickt, um den Oberbefehl über die Trümmer des geschlagenen
Heeres zu übernehmen, Varro erhielt Ordre, zurückzukehren. Als er in Rom
erschien, ging ihm der Senat entgegen und sprach ihm seinen Dank aus, weil
er an der Rettung des Staates nicht verzweifelt sei. Auf diese Weise sollte
allem Hader der Parteien vorgebeugt werden. Der Angst des Volkes suchte
man durch strenge Übung der religiösen Gebräuche zu steuern. Die sibyllischen
Bücher verlangten Menschenopfer, und man versäumte nicht, auch dem schenß-