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133 ergab sich dieselbe. Viele der tapferen Bewohner hatten sich schon vorher
freiwillig den Tod gegeben, die übrigen, eine finsterblickende, verwilderte Menge,
wurden teils als Sklaven verkauft, teils für den Triumphzug des Siegers
aufgespart. Mit dem Falle Numantias hörte der Widerstand der spanischen
Volker auf, Rom beherrschte nun auch die iberische Halbinsel.
VI. Die Bürgerkriege.
1. Die Gracchen.
Die Eroberungen aus den beiden benachbarten Halbinseln und in Afrika
bezeichnen den Höhepunkt in der Entwicklung der Stadtrepublik Rom. That¬
sächlich hatte Rom ausgehört, eiue Stadtrepublik zu sein, aber daß es die alten
Formen festhielt und sich nicht zum Staate fortzubilden vermochte, das war
die kranke Stelle feines innersten Lebens, die Stelle, an der seine Entwicklungs¬
fähigkeit Halt machte. Von nun an geht das Römertum rückwärts. Zunächst
waren es die Ämter, welche der Republik zum Schaden gereichten. Die In¬
haber derselben bildeten eine bevorzugte Klasse von Bürgern, die sich durch
Macht und Reichtum auszeichneten, uud in deren Familien allmählich die Ämter
selbst gleichsam erblich wnrden. Der Vereinigungspunkt dieser einflußreichen
und politisch hervorragenden Männer war der Senat. Je weiter sich die
Macht Roms erstreckte, desto mächtiger wurde der Senat. Die Senatoren
allein hatten die nötige Einsicht in die Verhältnisse Griechenlands, Asiens,
Afrikas und Spaniens, sie allein konnten entscheiden, was zu thun nötig sei,
sie alletu konnten die oft sehr schwierigen Verhandlungen mit dem fernen Aus¬
lande leiten, sie allein waren im stände, über die fremden Könige zu Gericht
zu sitzen. Das Volk konnte nur zusehen, abwarten, bewundern. Was der
Senat oder ein unternehmender Feldherr vorschlug, mußte es bestätigen. Daher
wnrde allmählich die Volksversammlung (die Centuriatversammlung) ein blindes
Werkzeug in der Hand des Senates. Ja, wenn sie nur immer in den Händen
des Senats gewesen wäre! Aber nur zu leicht wurde sie ein zweischneidiges
Schwert in der Hand ehrgeiziger Männer, die nur sich, nicht die Republik im
Auge hatten. Der Amtsadel, die Nobiles (Edlen) oder Optimalen, häufte
in den langen Kriegen mit den reichen aber sittlich verkommenen Völkern im
Osten eine ungeheure Fülle von Reichtum, Macht uud Ehre in den wenigen
Familien an, die zu ihm gehörten. Die Scipionen, Ämilier, Flamiuier,
Claudier re. beherrschten den Senat, das Volk und infolgedeffen die Welt.
Sie teilten sich in die Ämter und in die Provinzen, nur selten gelangte ein
anderer, ein liomo novus (ein Unbekannter), wie Cato, Mummius, dazu, ge¬
wählt zu werden. Es gab eine Reihenfolge der Ämter, die nur ausnahms¬
weife durchbrochen wurde. Mit dem einunddreißigsten Jahre konnte man
Quästor werden. Schon als solcher hatte man Gelegenheit sich zu bereichern.
Denn der Quästor folgte dem Prätor in die Provinz und ordnete mit diesem
die Rechts- und Steuerverhältnisse der unterworfenen Länder. War der
Optimat 37 Jahre alt, so wurde er Ädil. Jetzt mußte er reich sein, wenn
er gefallen wollte, denn den Ädilen lag neben der Aufsicht über die öffentlichen
Bauten die Leitung der Festspiele ob, deren es das Jahr über sehr viele gab,