Full text: Die Weltgeschichte in zusammenhängender Darstellung für Schule und Haus

— 15 — 
den Weg machte, wurde er von den Göttern ausgerüstet. Athene gab ihm 
einen spiegelblanken metallenen Schild, Hermes ein Sichelschwert, die Nymphen 
brachten ihm Flügelschuhe, eine Tasche und einen unsichtbar machenden Helm. 
So mit allem wohlversehen, durcheilte er die Luft und kam zu den Schrecklichen. 
Er fand sie schlafend und benutzte den günstigen Augenblick. Rasch hieb er der 
Medusa das Haupt ab, und ohne es selbst anzusehen, nur das Spiegelbild im 
blanken Schild betrachtend, steckte er es in die Tasche. In demselben Augen¬ 
blicke sprang aus dem blutenden Rumpfe des Ungeheuers das Flügelroß 
Pegasus hervor. Auf dasselbe schwang sich Perseus, setzte den unsichtbar 
machenden Helm auf und entfloh durch die Luft. Es war hohe Zeit, denn 
schon erwachten die beiden anderen Gorgonen und drangen auf ihn ein. Unter¬ 
wegs bestand er uoch ein anderes Abenteuer. Als er au der Küste Äthiopiens 
hinschwebte, sah er an einen Felsen angekettet eine liebliche Jungfrau, die 
Königstochter Andrömeda, welche einem Seenngehener zur Speise vorgesetzt 
war. Ihr eigener Vater hatte sie zum Opfer dargebracht, denn nur so, hatte 
das Orakel gesagt, könnte das Land von dem Ungeheuer befreit werden. 
Perseus ward vom tiefsten Mitleid ergriffen, ließ sich mit seinem Rosse zur 
Erde herab, fragte die weinende Jungfrau nach ihrem Namen und erfuhr von 
ihr, welch schreckliches Schicksal ihrer warte. Unterdessen rauschte das Meer 
auf, das Ungeheuer stürmte mit geöffnetem Rachen heran. Da erhob sich 
Perseus fchnell in die Luft, und während das Ungetüm nach seinem Schatten 
schnappte, schwang er sich auf den Rücken desselben und bohrte ihm das Schwert in 
die Brust. Vom Schmerz gepeinigt schlug es furchtbar um sich. Zum Glück 
konnte sich Perseus auf einen Felsenvorspruug retten. Hier hielt er sich mit 
der einen Hand fest, und sobald das Tier wieder an der Oberfläche des Meeres 
erschien, stieß er ihm mit der anderen schnell mehrmals das Schwert in die 
Weichen.^ s Blutend sank das Ungeheuer in die Tiefe. Nun befreite er die 
Jungfrau und führte die Gerettete ihren Eltern zu, die in der Nähe in angst¬ 
voller Spannung dem Kampfe zugesehen hatten. Auf seine Bitte erhielt er 
sie zur Gemahlin. Nach der Hochzeitsfeier führte er die junge Gattin nach 
Seriphos. Hier gab er die Flügelsohlen und den Helm an Hermes zurück, 
das Haupt der Medusa aber schenkte er der Athene, die es mitten auf ihrem 
Brustharnisch befestigte. Perseus blieb nicht lange auf der Jusel. Mit der 
Mutter und der Gattin kehrte er nach Argos zurück. Als Akrifios hörte, daß 
sein Enkel heimkehre, floh er, des Orakels eingedenk, nach Lariffa. Aber auch 
hier erreichte ihn das Verhängnis. Perfens folgte dem Großvater, um ihn zu 
versöhnen. Und^als der König von Larissa zu Ehren der hohen Gäste Kampf¬ 
spiele veranstaltete, traf Perseus den Akrisios unversehens mit der Wurfscheibe 
(dem Diskos) so hart, daß er starb. Perseus, außer sich vor Betrübnis, ließ 
den Großvater auf das prächtigste bestatten. 
Die jPersenssage soll ohne Zweifel den Kampf der Menschen mit den 
Tieren veranschaulichen. Es ist anzunehmen, daß dieser Kamps in den ältesten 
Zeiten ein sehr gefährlicher war, und man kann sich wohl denken, daß die Hel¬ 
den, welche dabei eilte hervorragende Rolle spielten, als Wohlthäter der Mensch¬ 
heit und Begründer der Kultur gefeiert wurden. Man erhob sie zu Halbgöttern 
und stellte ihre Thaten als Wunderwerke dar, indem man die Tiere, welche sie 
bekämpften, zu Ungeheuern machte. Das Flügelpferd Pegasus, welches aus 
dem Rumpfe der Medusa entsprang, wurde später das Dichterroß, das ist die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.