— 18 —
zigen Viehhofe. Dort hatte sich im Lause der Jahre der Dünger so angehäuft,
daß man gar nicht daran denken konnte, denselben wegzuschaffen. Herakles
erbot sich, den Stall in einem Tage zu reinigen. Er leitete zwei Flüsse dnrch
den Hos und brauchte dann nur zuzusehen, wie die Flnt die Düngermassen mit
sich fortriß.
Nachdem er noch einen wilden Stier auf Kreta Angefangen und die meu-
fchensleifchfrefsenden Rosse in Thrakien bezwungen hatte, ward ihm aufgetragen,
den Gürtel der Amazonenkönigin Hippolyte zu holen, welchen die Tochter des
Eurystheus zu besitzen wünschte. Dieser Gürtel war ein Geschenk des Ares
und von außerordentlicher Schönheit. Die Amazonen aber waren ein kriege¬
risches Frauenvolk, welches im fernen Osten, in Asien, wohnte. Herakles ge¬
langte mit einem Heere dahin, indem er das Schwarze Meer durchschiffte. Vor
der Hauptstadt der Amazonen schlug er sein Lager auf. Hippolyte kam mit
ihren Frauen heraus, um ihn selbst zu fragen, was er begehre. Als sie dem
göttlichen Helden gegenüberstand, war sie schon entschlossen, ihm den Gürtel
auszuliefern, aber Hera, die dem Herakles einen so leichten Sieg nicht gönnte,
reizte die Schar der Amazonen zum Kampfe an, und erst, nachdem sie besiegt
waren, konnte Herakles den Gürtel in Empfang nehmen. Kaum war er heim¬
gekehrt, fo mußte er eine Reise nach dem fernsten Westen unternehmen, um eine
Rinderherde zu entführen, welche ein Riese mit 3 Köpfen, 6 Händen und
6 Füßen ans einer Insel im Atlantischen Ocean bewachte. An der Meerenge
(von Gibraltar) errichtete er zum Andenken an diese Reise zwei Felsensäulen
(die Säulen des Herkules). Dann fuhr er auf dem Kahne des Sonnengottes,
mit welchem dieser um die Erde nach Osten zurückzukehren pflegte, wenn die
Sonne im Westen ins Meer gesunken war, über den Ocean und holte die
Rinder. Ans dem Rückwege erlegte er in Italien, genau an der Stelle, wo
später Rom gegründet wurde, ein feuerspeiendes Ungeheuer. Darum verehrten
ihn bie Römer als ihren Schutzheros.
Als er die Rinder abgeliefert hatte, mußte er sich sogleich wieder zu einer
langen Wanderung anschicken. Er sollte drei von den Äpfeln der Hesperiden
holen. Diese berühmten Äpfel hatte die Erde einst dem Zeus bei seiner Hoch¬
zeit mit Hera geschenkt. Sie wuchsen in dem Garten des Atlas und würben
von dessen Töchtern, den Hesperiden, gepflegt. Herakles wußte aber den
Weg zu diesem Garten nicht. Er irrte lange in Europa, Asien nnd Afrika
umher, bis ihm endlich der Meergott Nereus das Geheimnis verriet. Nun
machte er sich auf den Weg zu Atlas. Dieser war ein gewaltiger Riese,
der das Himmelsgewölbe ans seinen Schultern trug (Atlasgebirge). Auf dem
Wege dahin, in Libyen, zwang ihn ein anderer Riese, Antäos, mit ihm zu
ringen. Herakles nahm die Herausforderung an, aber trotz feiner Götterstärke
war es ihm nicht möglich, desselben Herr zu werden. Endlich merkte er, daß
Antäos immer wieder neue Kraft gewann, sobald er mit dem Fuße die Erde
berührte. Da umschlang er ihn, hob ihn empor und erdrückte ihn in der Lust.
Auf seiner Wanderung war Herakles auch an den Kaukasus gekommen. Dort
duldete, an den Felsen geschmiedet, der trotzige Titane Prometheus, welcher
die Herrschaft des Zeus nicht anerkennen wollte und für die Menschen das
Feuer vom Olymp geholt hatte. Jedeu dritten Tag kam ein Adler, dieser
hackte ihm die Leber ans, welche immer von neuem wuchs und immer von
neuem von dem schrecklichen Vogel zerfleischt wurde. Herakles erlegte den