Full text: Die Weltgeschichte in zusammenhängender Darstellung für Schule und Haus

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zigen Viehhofe. Dort hatte sich im Lause der Jahre der Dünger so angehäuft, 
daß man gar nicht daran denken konnte, denselben wegzuschaffen. Herakles 
erbot sich, den Stall in einem Tage zu reinigen. Er leitete zwei Flüsse dnrch 
den Hos und brauchte dann nur zuzusehen, wie die Flnt die Düngermassen mit 
sich fortriß. 
Nachdem er noch einen wilden Stier auf Kreta Angefangen und die meu- 
fchensleifchfrefsenden Rosse in Thrakien bezwungen hatte, ward ihm aufgetragen, 
den Gürtel der Amazonenkönigin Hippolyte zu holen, welchen die Tochter des 
Eurystheus zu besitzen wünschte. Dieser Gürtel war ein Geschenk des Ares 
und von außerordentlicher Schönheit. Die Amazonen aber waren ein kriege¬ 
risches Frauenvolk, welches im fernen Osten, in Asien, wohnte. Herakles ge¬ 
langte mit einem Heere dahin, indem er das Schwarze Meer durchschiffte. Vor 
der Hauptstadt der Amazonen schlug er sein Lager auf. Hippolyte kam mit 
ihren Frauen heraus, um ihn selbst zu fragen, was er begehre. Als sie dem 
göttlichen Helden gegenüberstand, war sie schon entschlossen, ihm den Gürtel 
auszuliefern, aber Hera, die dem Herakles einen so leichten Sieg nicht gönnte, 
reizte die Schar der Amazonen zum Kampfe an, und erst, nachdem sie besiegt 
waren, konnte Herakles den Gürtel in Empfang nehmen. Kaum war er heim¬ 
gekehrt, fo mußte er eine Reise nach dem fernsten Westen unternehmen, um eine 
Rinderherde zu entführen, welche ein Riese mit 3 Köpfen, 6 Händen und 
6 Füßen ans einer Insel im Atlantischen Ocean bewachte. An der Meerenge 
(von Gibraltar) errichtete er zum Andenken an diese Reise zwei Felsensäulen 
(die Säulen des Herkules). Dann fuhr er auf dem Kahne des Sonnengottes, 
mit welchem dieser um die Erde nach Osten zurückzukehren pflegte, wenn die 
Sonne im Westen ins Meer gesunken war, über den Ocean und holte die 
Rinder. Ans dem Rückwege erlegte er in Italien, genau an der Stelle, wo 
später Rom gegründet wurde, ein feuerspeiendes Ungeheuer. Darum verehrten 
ihn bie Römer als ihren Schutzheros. 
Als er die Rinder abgeliefert hatte, mußte er sich sogleich wieder zu einer 
langen Wanderung anschicken. Er sollte drei von den Äpfeln der Hesperiden 
holen. Diese berühmten Äpfel hatte die Erde einst dem Zeus bei seiner Hoch¬ 
zeit mit Hera geschenkt. Sie wuchsen in dem Garten des Atlas und würben 
von dessen Töchtern, den Hesperiden, gepflegt. Herakles wußte aber den 
Weg zu diesem Garten nicht. Er irrte lange in Europa, Asien nnd Afrika 
umher, bis ihm endlich der Meergott Nereus das Geheimnis verriet. Nun 
machte er sich auf den Weg zu Atlas. Dieser war ein gewaltiger Riese, 
der das Himmelsgewölbe ans seinen Schultern trug (Atlasgebirge). Auf dem 
Wege dahin, in Libyen, zwang ihn ein anderer Riese, Antäos, mit ihm zu 
ringen. Herakles nahm die Herausforderung an, aber trotz feiner Götterstärke 
war es ihm nicht möglich, desselben Herr zu werden. Endlich merkte er, daß 
Antäos immer wieder neue Kraft gewann, sobald er mit dem Fuße die Erde 
berührte. Da umschlang er ihn, hob ihn empor und erdrückte ihn in der Lust. 
Auf seiner Wanderung war Herakles auch an den Kaukasus gekommen. Dort 
duldete, an den Felsen geschmiedet, der trotzige Titane Prometheus, welcher 
die Herrschaft des Zeus nicht anerkennen wollte und für die Menschen das 
Feuer vom Olymp geholt hatte. Jedeu dritten Tag kam ein Adler, dieser 
hackte ihm die Leber ans, welche immer von neuem wuchs und immer von 
neuem von dem schrecklichen Vogel zerfleischt wurde. Herakles erlegte den
	        
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