23. Ludwig XIV. Die Raubkriege re. 59
schon frühzeitig die Regierung. Nur sein Wille war be¬
stimmend; er richtete sich nach niemand. „Der Staat bin ich",
pflegte er zu sagen. Zn seiner Zeit lebten in Frankreich
eine große Zahl berühmter Schriftsteller, deren Werke der
französischen Sprache die Herrschaft in Europa verschaffen
halfen.
Großen Ruhm erntete der König durch seine Pracht¬
bauten mit herrlichen Marmortreppen, Spiegelgalerien und
reizenden Gartenanlagen. Der Lieblingsaufenthalt des Könlgs
war in dem schönen Schlosse zu Versailles (wärsaj). Da der
ganze Hof sich durch einen unerhörten Glanz auszeichnete,
so war es nicht zu verwundern, daß die fremden Nationen,
besonders die Deutschen, nicht nur die Bauten und Ein-
richtnngen, sondern auch die Sitten und Moden Frankreichs
nachahmten. Die Perücke fand Eingang; in vornehmen Kreisen
sprach man französisch.
Auch Handel und Verkehr nahm mit Hilfe ausgezeich¬
neter Diener unter Ludwig bedeutenden Aufschwung und
ertrug ungeheure Summen, mit denen der König nicht nur
geistreiche Männer unterstützen und die großen Bedürfnisse
des Hofes befriedigen, sondern sich auch eine tüchtige Flotte
schaffen, Festungen bauen, ein vortreffliches, mustergültiges
Heer unterhalten und auch kostspielige Kriege führen konnte.
Drei davon bezeichnet man mit Recht als Raubkriege; der
letzte war der spanische Erbfolgekrieg.
b. Der erste Raubkrieg. \667—J668.
Da Ludwigs Gemahlin eine spanische Prinzessin war,
so erhob er nach dem Tode seines Schwiegervaters Anspruch
auf die spanischen Niederlande. Ohne Schwierigkeit wnrde
ein Teil dieser Provinzen unterworfen. Weil sich aber die
Holländer, besorgt um ihre Selbständigkeit, mit den Eng¬
ländern und Schweden gegen Ludwig verbanden, so kam es
zum Frieden von Aachen. Ludwig erhielt mehrere Grenz¬
städte, worunter Lille die wichtigste war.
c. Der zweite Raubkrieg. ^672 — ^679.
Um sich an Holland zu rächen, wußte Ludwig Schweden,
England und auch einige deutsche Fürsten auf feine Seite
zu bringen. Holland schien verloren. Da durchstachen die
Holländer ihre Dämme und verwandelten das Land in einen