162 Die Meistersänger.
daraus man erlernen mag, was in allen ehrlichen Sachen zu thun oder zu
lassen sei den Menschen, mit reisen, kaufen oder verkaufen, in Krankheit
oder Gesundheit zc. in ein jedes Planeten Stand, wie das ausweisen die
vierzehn weisen Meister. Das dritt Theil melt die Physiognomi und
Chiromanci, das ist wie man ans dem Gesicht, Gestalt und Geberden auch
aus Anzeigung der Händ, der Menschen Geburt, Sitteu, Geberden und
Reinigkeiten (Neigungen) erkennen mag. Alles ans Platone, Ptolomeo,
Hali, Albumasor und Johanne Küuigsberger (Regiomontanns) auf kürtzst
gezogen jedermann zu gut, das Böß zu fliehen und das Gut anzunemen.
Mit einem nützlichen Register. Frankfurt, 1556."
Besonders viel Käufer fanden auch die „Wunderzeichen. Wahrhaftige
Beschreibung und gründlich verzeichnns schrecklicher Wunderlichen und
gefchichten, die von dem Jar von 1517 bis auf jetziges Jar 1556 ge¬
schehen und ergangen sind nach der Jarzal durch Jobnm Fincelium."
Harder verkaufte sie in drei einzelnen Teilen und erzielte einen Absatz von
171 Exemplaren.
Endlich erfreuten sich großer Beliebtheit in jener Zeit die satirischen
Schriften, in denen allerlei Laster der Zeit unter dem Bilde eines Teufels
verspottet und gegeißelt wurden. Von Andreas Mnsculus gab es einen
„Fluchteufel", einen „Eheteufel" und „des Teufels Tyrannei". Ferner bot
Harder feil den „Gesindtensel" von Peter Glaser, den „Hofteufel" von
Chryfens, den „Jagtenfel" von Eyriaens Spangenberg, den „Saufteufel"
von Matthäus Friedrich, den „Spielteufel" von Eustachius Schilda und
den „Junker-, Geiz- und Wucherteufel" von Albert von Blankenberg. Im
ganzen verkaufte Harder von dieser Art der Litteratur 452 Stück; am
stärksten gingen der Saufteufel (69 Expl.), der Hofteufel (67), der Eheteufel
(64), der Spielteufel (62) und der Fluchteufel (56). Von dem Gesinde-
teufel wurden nur 18 Stuck verkauft.
22. Die ZITeifterfänger.
(Nach: Uhland, Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage. Stuttgart. 1866.
Bd. II. S. 284 — 351. Dr. F. Schnorr von Carolsfeld. Znr Geschichte des
deutschen Meistergesangs. Berlin. 1872. S. 1—34.
per Meistergesang mag zumeist ein Erzeugnis des vierzehnten Jahr¬
hunderts sein, seine Blüte fällt jedoch ins fünfzehnte und sechzehnte Jahrhun¬
dert, in die Zeit des Nürnberger Schuhmachers und Meistersängers Hans
Sachs, des bedeutendsten aller Meistersänger.
Wenn vor der Zeit der Meistersänger die Dichtkunst zuerst in den
Händen der Geistlichen, dann der Ritter und Adeligen war, während die
fahrenden Sänger sich aus Geistlichen, Adeligen und Bürgerlichen zugleich
rekrutierten, so war die Meistersängerkunst recht eigentlich eine Kunst der