Nürnbergs Kunstleben gegen Ausgang des Mittelalters. 209 
dessen Handwerk ist Hauen, Stechen, Rauben, Morden, Brennen, Spielen, 
Saufen, Gotteslüstern, freventlich Witwen und Waisen machen, ja, das 
sich mit jedermanns Schaden nähret und außerhalb und innerhalb des 
Krieges auf den Bauern liegt." 
Wiewohl das Volk unter der Plage der Landsknechte viel zn leiden 
hatte, fehlte es doch auch nicht an allerlei Schwänken, die man von ihnen 
erzählte. Da wurde sowohl erzählt von Landsknechten, die durch einen 
pfiffigen Bauer oder gar durch ein Weib geprellt worden waren, wie auch 
von Bürgern und Bauern, die durch einen Landsknecht in lächerlichen 
Schaden gebracht worden waren. Vortreffliche Schilderungen der Lands¬ 
knechtssitten enthalten namentlich einige Schwänke von Hans Sachs, der¬ 
bem Treiben der Landsknechte mehr die humoristische Seite abzugewinnen 
verstand. 
26. Nürnbergs Runstleben gegen Ausgang des Mittelalters. 
(Nach: Becker, Charakterbilder aus der Kunstgeschichte. Leipzig. 1865. S. 393—422.) 
"Aürnberg, die deutsche Stadt vor allen, giebt bis auf den heutigen 
Tag noch ein so eigentümlich-liebenswürdiges Bild von unserer Väter echt 
deutscher, treuherziger, biederer Gemütlichkeit und Kernhastigkeit im häus¬ 
lichen Leben, in Kunst und Wissenschaft, daß es in jeder Weise, namentlich 
für den Kunstfreund, erfreulich ist, in ihren Mauern zu weilen und die 
Spuren eines Adam Kr afft, Veit Stoß, Albrecht Dürer und Peter Bischer 
zu verfolgen. 
Der bauliche Charakter der Stadt, wie wir ihn noch heute sehen, 
weist in allen seinen Grnndzügen darauf hin, daß hier einst mächtige Ge¬ 
schlechter, durch Reichtum, Betriebsamkeit und patriotische Gesinnung aus¬ 
gezeichnet, geblüht und geherrscht haben. Nicht das Rittertum, nicht kirch¬ 
licher Einfluß hat Nürnberg zu Glanz und Ruhm verhelfen. Des Schutzes, 
den die Kaiser der Stadt in der Person des Burggrafen verliehen, waren 
die wackeren Bürger bald überdrüssig und vertrauten lieber der eigenen Kraft, 
als den Waffen der fremden Herren, von denen sie ihre Unabhängigkeit, 
ihr reichsstädtisches Recht zu wiederholten Malen bedroht sahen. Das ver¬ 
fallene Gemäuer der Burg weiß darum auch wenig von einer glänzenden 
und ruhmreichen Vergangenheit zu erzählen. 
Aber die Stadt — ist sie nicht reich an Kirchen und Kapellen? Weisen 
nicht diese und andere Denkmäler des christlichen Kultus, in Stein gemeißelt, 
in Holz geschnitzt, aus Erz geformt oder von kunstreicher Malerhand ge¬ 
schaffen, darauf hin, daß reiche Klosterherren, Bischöfe und Prälaten in der 
Stadt oder um dieselbe gesessen und sie mit besonderer Vorliebe zur Ehre 
Gottes und der Kirche geziert und geschmückt haben? Es ist wahr, Nürn¬ 
berg ist wie wenige deutsche Städte reich an bildgeschmückten Gotteshäusern 
Richter, Bilder a. d. dtsch. Kulturgesch. II. 14
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.